Dorfleben am Strand, das beste Fisch-Curry der Welt, eine adoptierte Katze und ein absolut verrückter Montag
Nach monatelanger Vorbereitung, gekündigten Jobs, einer zwischenvermieteten Wohnung, quälend langer Vorfreude und vielen emotionalen Abschieden ist es endlich so weit: wir sitzen im Flugzeug von Frankfurt nach Zanzibar, unserem ersten Stopp in Tansania auf einer hoffentlich sehr langen Reise! Ein beinahe surrealer Moment und ja, es werden auch einige kleine Freudentränen vergossen. Im Flugzeug dann aber der erste Schockmoment: trotz Langstreckenflug muss man bei Eurowings für sein Bier und sogar für Kopfhörer bezahlen – was für ein Saftladen... Der Flug verläuft ansonsten unspektakulär und wir kommen pünktlich um 07:00 Uhr Ortszeit an dem kleinen internationalen Flughafen in Zanzibar an. Die Passkontrolle verläuft absolut reibungslos, in einem ersten Schritt füllt man zwei Zettel mit persönlichen Angaben und gewünschter Aufenthaltsdauer aus. Mit diesen Zetteln geht man zu einem Schalter, man wird fotografiert und gibt seine Fingerabdrücke ab und tauscht anschließend 50$ gegen eine Quittung. Damit geht es dann ab zum Einreiseschalter, ein Stempel in den Pass und wir erhalten unser 90-tägiges Visum, ohne dass auch nur eine Person danach gefragt hat wie wir das Land wieder verlassen möchten haha.
Wir holen unser Gepäck, verlassen den Flughafen und werden von Hassan I (Hassan II lernen wir erst später kennen) und Abdul abgeholt. Wir fahren durch chaotischen Verkehr, entlang palmengesäumter Straßen bei knapp 30 Grad und strahlend blauem Himmel auf die andere Inselseite zu unserem Ziel für die kommende Woche: Jambiani. Während der knapp 2-stündigen Fahrt sehen wir am Straßenrand freilaufende Kühe und Rinder, Hühner und Ziegen und sogar einen Colubus Monkey (dazu später mehr).
In Jambiani angekommen, fühlen wir uns direkt wie im Paradies. Ein kleines authentisches afrikanisches Dorf an der Ostküste Zanzibars mit einem paradiesischen Strand und türkisblauem Wasser. Unser Bungalow, inklusive schwangerer Street-Katze (die Hanna liebevoll Jambi Jefferson Jamberonski tauft und die wir regelmäßig mit köstlichem Leitungswasser verköstigen), ist nur ein paar Meter vom Strand entfernt und mit einer Outdoorküche ausgestattet, in der Sebi jeden Morgen Spanish Omelette zubereitet, dazu gibt es Chapati von einer kleinen Garküche an der Straße. Die Zutaten hierfür werden täglich frisch in einem der kleinen Dorfläden eingekauft, was schon ein Abenteuer an sich ist. Den ersten Abend verbringen wir damit uns durch alle lokalen Biersorten zu probieren (unser Favorit ist definitiv Kilimanjaro) und in den kommenden Tagen erkunden wir erst einmal das Dorf und den kilometerlangen Strand (kleine Anekdote: vor lauter Vorfreude stürmt Sebi am ersten Tag rennend in das Meer, nur um sich direkt einmal den Fuß an den kleinen Felsen unter Wasser aufzuschlitzen haha). Wir werden absolut herzlich und liebevoll von den Dorfbewohnern empfangen und an einem Strandabschnitt sogar von ein paar kleinen Mädchen an die Hand genommen und besungen – unfassbar süß. Ein richtiges Urlaubsgefühl kommt auf und wir realisieren ganz langsam, dass nun eine unglaublich lange Reise bevorsteht. Wir machen direkt weitere Pläne und haben gedanklich schon für mindestens einen Monat verlängert, sorry liebe Familie :-)
An unserem dritten Tag in Jambiani unternehmen wir unseren ersten Ausflug in den Jozani Forest, zu den nur auf Zanzibar heimischen Colobus Monkeys. Wir fahren mit einem lokalen Dalla Dalla (eine Art Sammelbus) bis in das Schutzgebiet, indem wir den Bus einfach am Straßenrand heranwinken und am Jozani Forest Bescheid geben, dass wir gerne aussteigen möchten. Wir kommen bis auf wenige Zentimeter in dem wunderschönen Wald an sie heran und üben uns im Umgang mit der Kamera. Die Einheimischen scheinen den Umweltschutz in dem umliegenden Mangrovenwald hier extrem ernst zu nehmen, auf das Abholzen von Mangrovenbäumen stehen hier Geldstrafen von 2-5 Mio. TSH (ca. 750 – 1.850 €) oder sogar Gefängnisstrafen von bis zu einem Jahr.
Nach einer kurzen aber schönen Wanderung durch den Wald nehmen wir einen Local Bus zurück nach Jambiani und runden den Tag mit dem absolut besten Fisch Curry der Welt bei Chez Hassan (im Laufe der Woche werden wir dort noch mehrmals hingehen) und etwas Livemusik mit Tanz und Trommeln am Strand ab. Den nächsten Tag verbringen wir entspannt am Strand, Lesen und brutzeln in der Sonne. Abends gehen wir direkt erneut zu Chez Hassan und danach in eine Lodge zur Movie Night, in der wir Cocktails-schlürfend auf einer kleinen Leinwand im Freien "Rocketman" anschauen – ein ungewöhnlicher Abschluss für diesen schönen Tag. Der nächste Tag beginnt wie gewohnt mit Frühstück draußen vor dem Bungalow, ein paar Bier am Strand und Abendessen im Panyopa Restaurant bei Joshi gegenüber (Octopus in frischen Kokosnussraspeln, extrem lecker). Ein Kellner hat uns erzählt, dass in einem Hotel auf den Klippen ein paar Minuten Fußweg entfernt jeden Montag der sogenannte "Crazy Monday" stattfindet, zu dem wirklich alles und jeder aus den umliegenden Dörfern anreist. Wir hören bereits beim Abendessen die Musik und werden neugierig, sodass wir rüberlaufen und uns den ganzen Spaß einmal anschauen. Wir zahlen Eintritt und erhalten ein Bändchen um den Arm und schauen uns um. Es gibt Cocktails, eine kleine Bühne mit einem DJ, einen Dönerspieß und vielen unfassbar schick angezogenen Einheimischen (was passiert hier?). Wir stehen zerloddert mit Sonnenbrand mittendrin. Die Cocktails schmecken, das Bier schmeckt auch, das Programm auf der Bühne wechselt von Rappern über Hip-Hop DJs bis hin zu Techno und wir reihen uns ein in die tanzende Menge, Tanzkurs von den einheimischen Massai inklusive. Es wird ein langer Abend und wir stolpern um 4 Uhr nachts betrunken und glücklich ins Bett. Die anstehende Rollertour fällt uns leider erst wieder ein, als um 8 Uhr morgens der Wecker klingelt. Der Roller steht bereits in der Unterkunft, wir füllen unseren Mietvertrag aus und fahren nach einer kalten Dusche verkatert aber voller Vorfreude los um die Ostküste zu erkunden. Wir fahren in das benachbarte Dorf Paje, frühstücken und weiter Richtung Norden zur Michumvi-Halbinsel.
Eigentlich wollten wir dort ein wenig am Strand unseren Kater auskurieren und schwimmen, da der Strand aber von unzähligen Krabben bevölkert ist beschränken wir uns auf einen kleinen Spaziergang und drehen wieder um in Richtung Süden. Als wir wieder durch Paje fahren kommen wir in eine Polizeikontrolle. Eigentlich benötigt man (warum auch immer) eine Permit, damit man in Zanzibar selbstständig mit dem Roller oder dem Auto fahren darf. Die 15$ hierfür wollten wir uns gerne sparen, was dem uns kontrollierenden Polizist jedoch nicht ganz so gut gefallen hat. Nach ein wenig Diskussion und einem freundlichen Bestechungsgeld von 10.000 TSH (ca. 4 Euro, günstiger als die Permit, man spart wo man kann haha) dürfen wir jedoch unbehelligt weiterfahren und setzen unsere Reise gen Süden fort. Unser Ziel ist der Mtende Beach, als wir diesen erreichen ist jedoch High Tide (man muss hier erwähnen, dass sich bei unserem Strand bei Low Tide das Wasser ca. 1,5km zurückzieht, die Gezeiten sind hier unglaublich ausgeprägt) und der Strand ist leider kein Strand mehr, trotzdem ein absolut schönes Fleckchen Erde! Das eigentliche Highlight ist jedoch die Fahrt dahin, insbesondere durch das kleine Dorf Makunduchi. Wir beobachten von unserem Roller aus Männer, die in alten LKW-Reifen am Straßenrand sitzen und uns zuwinken, andere machen ein Mittagsschläfchen, wieder andere spielen gemeinsam Brettspiele, Kinder rufen nach uns und alles ist in lehmartigen Brauntönen umgeben von Bananenstauden und riesigen BaoBab-Bäumen – einfach wahnsinnig schön! Wir fahren zurück, lassen den Abend mit Fisch am Strand ausklingen und schlafen erst einmal unseren Kater aus. Die Zeit in Jambiani neigt sich leider dem Ende zu, sodass wir den nächsten Tag einfach nur am Strand verbringen und abends (wie könnte es anders sein) noch einmal bei Chez Hassan das beste Fisch Curry der Welt essen.
Unser nächstes Ziel ist die Hauptstadt der Insel Zanzibar City (oder auch Stone Town), die wir am Folgetag nachmittags mit dem Dalla Dalla erreichen. Nach dem ruhigen dörflichen Strandleben ist der Trubel in der unübersichtlichen großen Stadt mit schreienden Händlern erst einmal ein bisschen zu viel für uns, sodass wir abends nur schnell Essen gehen und danach früh in unserem Hostel schlafen. Nachdem man sich aber an das ganze Treiben gewöhnt hat, zeigt sich die Stadt am nächsten Tag doch noch von ihrer schönen Seite. Tour Guide Hanna führt uns einmal quer durch die Altstadt, wir besichtigen den ehemaligen Slave Market, shoppen ein wenig, futtern den ganzen Tag Yucca Chips (scharf gewürzte Chips, die überall an der Straße angeboten werden), schlendern über den riesigen lokalen Markt, schauen uns den Sonnenuntergang mit einem kühlen Bierchen an und gehen anschließend auf den Nachtmarkt im Forodhani Park, wo wir uns Urojo, den typischen lokalen säuerlichen Eintopf mit Kartoffeln, Falafel, und Röstzwiebeln schmecken lassen. Stone Town hat also doch noch geliefert!
Unser nächstes Ziel ist Mafia Island, sodass wir uns am nächsten Tag um 12:30 Uhr mit der Fähre in Richtung Festland fahren. Unser Reiseziel für heute ist Nyamisati, ein kleiner Ort von dem aus laut unseren Informationen um 03 Uhr morgens am Folgetag die Fähre in Richtung Mafia Island fahren soll (Spoiler: die Info war falsch). Die Fähre kommt 2 Stunden später pünktlich in Daressalam an und unser bisher abenteuerlichster Tag beginnt. Wir versuchen uns erst einmal bis zu einem Busbahnhof durchzufragen. Wir verfehlen den Busbahnhof und gehen erst einmal in einem gruseligen alten Horror-Bürokomplex auf Toilette, flackernde Lichter in einem alten Aufzug und eine schweigsame Security-Lady inklusive. Als wir den Busbahnhof dann doch finden, nehmen wir den ersten Local Bus nach Mbagala, in dem wir die ganze Fahrt über stehen und ordentlich durchgeschüttelt werden. Ein junger Tansanier reicht uns sein altes Wegwerfhandy, auf dem er in der SMS-Funktion auf Englisch schreibt, dass er uns gerne helfen würde unser Reiseziel zu erreichen. Wir schreiben die ganze Fahrt über auf seinem Handy mit T9-Funktion hin und her, bis wir beim Umstieg dann mit seiner Hilfe (leider gegen ein Trinkgeld, aber „peace be upon with you“) den nächsten Minibus nach Nyamisati besteigen. Unterwegs passieren die verrücktesten Dinge. Es ist eng, laut und staubig, Sebi muss ungefähr 4 Mal den Platz wechseln und da die einheimischen Frauen beim Einstieg ihr Kind erst einmal durch den Bus reichen hat Hanna gelegentlich ein schreiendes Kleinkind auf dem Schoß. Wir erreichen Nyamisati gegen 20 Uhr abends, um dort zu erfahren, dass die Fähre nicht wie erwartet um 03 Uhr Nachts sondern um 16 Uhr am Folgetag fährt – Ups. Shabani, ein Lehrer aus dem Dorf (dazu mehr in der nächsten Geschichte) nimmt uns jedoch unter seine Fittiche, bringt uns in eine kleine Bar und versorgt uns mit Essen. Nach einem kühlen Bierchen gegen die Strapazen des Tages kommen wir anschließend in einem günstigen Guesthouse unter. Trotz absoluter Planlosigkeit hat sich wieder einmal alles gefügt – Reisen ohne Internet und ohne Plan ist doch einfach am Geilsten!