Tanga

Eine Busfahrt quer durch Tansania für einen kurzen Zwischenstopp am Meer 

Der einfachste und günstigste Weg für uns durch das Land zu reisen ist fast ausschließlich mit dem Bus. Eine Busfahrt in Tansania beginnt zuerst einmal mit dem organisierten Chaos der großen Busbahnhöfe. Beim Warten auf den Bus hat man genügend Zeit das Treiben um einen herum zu beobachten. Das mit Abstand spannendste sind die unzähligen Verkäufer, die bei der Einfahrt eines jeden neuen Busses mit ihrer Ware rennend dem Bus folgen, bis dieser zum Stehen kommt und sie dann von außen den Passagieren ihre Waren auf abenteuerlichen Konstruktionen anbieten können. Und es wird wirklich alles verkauft. Von sinnvollen Dingen wie gekühltem Wasser und verschiedenen Softdrinks, allerlei Snacks (kleine Kuchen, gekochte Maiskolben, Samosas, Obst, verschiedene Chips und Biscuits, leckere geröstete Cashewnüsse uvm.) bis hin zu Toastbrot, Bügeleisen, Schuhen, Flechtkörben, Sonnenbrillen, Uhren, Socken oder sogar Nagellackentferner kann man alles in seinem Bus sitzend durch das Fenster erwerben. Wirklich spannend haha. Ist einer der einfahrenden Busse der Richtige (was einem häufig durch einen netten Mitreisenden mitgeteilt wird) und hat man sich durch die Händlermasse bis in den Bus auf seinen Sitzplatz vorgekämpft (am besten kauft man sich für Langstreckenfahrten in großen Bussen ein Ticket am Vortag) beginnt das eigentliche Abenteuer. Je nach Preiskategorie und je nach Glück, erwischt man einen relativ komfortablen Bus, sprich man hat ein wenig Beinfreiheit, es gibt nur 2er-Reihen und man sitzt in der vorderen Hälfte in der Nähe eines funktionierenden Fensters. Hat man etwas weniger Glück sitzt man in engen 3er-Reihen, die Knie stoßen an die Vordersitze mit Hartholzverkleidung, es riecht nach Schweiß, frittiertem Hähnchen und Staub im Bus und bei jedem Stopp bekommt man eine Tasche, einen Ellbogen, einen Arsch oder alles gleichzeitig ins Gesicht. Mit etwas Humor, einem Buch und Vorfreude auf den nächsten Ort ist das aber absolut erträglich :-) Man lernt auch wahnsinnig viel über Land und Leute, einfach indem man mitfährt und versucht das System ohne wirkliche Stopps zu verstehen. Das mit Abstand Schönste ist jedoch, einfach nur aus dem Fenster zu schauen und die Landschaft zu betrachten. Man fährt stundenlang durch karge und wirklich schöne savannenähnliche Landschaften, die Farben variieren zwischen braun und gelb und jede Stadt durch die man fährt ist so gut wie identisch. 

Dann wechselt die Szenerie ganz plötzlich und alles wird grün, riesige Felder voller Agaven wechseln sich mit unzähligen Kokosnussbäumen, Banenstauden, kleinen Flüssen mit dicht bewachsenen Ufern und riesigen Baobab-Bäumen ab. Das Ganze passiert häufig so plötzlich, dass man es erst Minuten später realisiert. Je näher wir Tanga und somit dem Meer kommen, desto lebendiger und  fruchtbarer wird die Landschaft um uns herum. Kurz vor unserem Ziel passieren wir auf unserer Linken die Usambara-Berge und freuen uns schon darauf dort demnächst einige Zeit zu verbringen. Nach einem kleinen Umstieg und einer kurzen Fahrt mit dem Bajaji erreichen wir nach ca. 6 Stunden Tanga, eine alte Kolonialstadt an der Ostküste Tansanias. Mit unserem Hotel (es ist noch so neu, dass wir den Bajaji Fahrern jedes Mal den Weg ansagen müssen, da es niemand kennt) haben wir einen absoluten Glücksgriff gelandet und das bisher bequemste Bett, sowie das erste Mal seit Zanzibar wieder verlässlich warmes Wasser. Abgerundet wird das Ganze mit einem geilen Ausblick von unserem Balkon und Justin, dem Sohn des Besitzers, mit welchem wir die kommenden Tage in der Stadt verbringen. 

Justin zeigt uns am ersten Abend Food-Stände nur wenige Meter von unserer Unterkunft entfernt, wo wir abermals unsere Suaheli-Kenntnisse üben und uns vor Allem über die Tatsache freuen endlich wieder Fisch essen zu können. Ebenfalls lernen wir Gabriella aus Schweden kennen (welche auch in unserem Hotel wohnt), die uns von ihrem Plan erzählt am nächsten Tag Essen für ein Waisenhaus zu kaufen und uns einlädt sie hierbei zu unterstützen. Das Geld hierfür hat sie von einer fremden alten Frau aus Schweden bekommen, mit der Bitte es auf ihrer Reise durch Tansania sinnvoll einzusetzen. Gesagt, getan: am nächsten Tag fahren wir mit Gabriella und Justin zu einem Markt, wo wir einen großen Sack Reis + Speiseöl (3l Öl kosten beinahe so viel wie 25kg Reis) für ein Waisenhaus kaufen. Dort angekommen erfahren wir, dass Kinder von 6-16 Jahren dort leben und sie sogar eine Schule auf dem Gelände haben. Was man hier von den Kindern zu spüren bekommt, ist jedoch keine Trauer, sondern trotz allem pure Lebensfreude. Wir sehen Kinder miteinander Fußball spielen, essen und lachen. Der Leiter des Waisenhauses erklärt uns, dass alle Kinder zusammen wie eine große Familie aufwachsen mit vielen Brüdern und Schwestern – was für ein schöner Gedanke! 

Den nächsten Tag starten wir mit einem klassischen „continental Breakfast“ (Toast, Eier, Kaffe…) und erkunden zuerst einmal die Stadt. Wir gehen ins Tanga-Museum und erhalten dort einen interessanten Einblick in die koloniale Geschichte. Da es mittlerweile drückend heiß ist, beschließen wir zu einem Strandabschnitt in der Stadt zu fahren, um dort im Meer zu schwimmen. Mit ein bisschen handeln (man muss an dieser Stelle erwähnen, dass es in Tansania für nichts fixe Preise gibt) bekommen wir für unseren eigentlichen Eintrittspreis 5 Biere gratis – das war doch mal ein guter Deal! Wir entspannen, lesen und schwimmen das erste Mal seit Mafia Island wieder im Meer. Was für ein schönes Gefühl! Den Tag runden wir noch auf unserem Heimweg mit einer echten Steinofen-Pizza ab, was auch mal eine ganz schöne und doch surreale Abwechslung zu dem tansanischen Essen ist.Unser letzter Tag in Tanga bricht an und so beschließen wir auf Justins Rat ins „Peponi Resort“ zu fahren, um dort den Tag am Meer zu verbringen. Dieses liegt auf halbem Weg nach Pangani und wir sind mal wieder die einzigen Gäste. Dort angekommen genießen wir die Sonne, lesen, haben ein Mittagessen inkl. neugierigen Affen und lassen es uns gut gehen. Danach fahren wir mit dem Dalla-Dalla wieder zurück nach Tanga und gehen ein letztes Mal bei den Food-Ständen in der Nähe von unserem Hotel essen. Ein Glück haben wir so viel Kraft getankt, ohne noch zu wissen für was wir diese in Lushoto noch brauchen werden. 

KLick = gross