Der Grenzübertritt nach Sambia
Die 12-stündige Busfahrt von Kigoma nach Sumbawanga verläuft ziemlich spektakulär. Zum Einen durchqueren wir mit dem Bus ein Teil des Katavi-Nationalparkes und können während der Fahrt durch wunderschöne Natur aus dem Fenster Hippos und einzelne Giraffen beobachten – geil! Zum anderen müssen wir uns auf der Fahrt telefonisch mit unserem „Stalker“ auseinandersetzen. Woher wir einen „Stalker“ haben? Naja, kurz bevor wir in Kigoma unseren Bus gebucht haben, mussten wir ein wenig Recherche betreiben, wo wir denn am besten versuchen werden die Grenze nach Sambia zu überqueren. Schnell haben wir uns für Sumbawanga als nächste Anlaufstelle entschieden, denn dort ist man ziemlich nah an der Grenzstadt Kasesya. Da wir aber nicht wussten, wie die Regularien zur Überquerung sind und ob es von Sumbawanga aus überhaupt öffentlichen Transport in Richtung Grenze gibt, haben wir in unserem Reiseführer die Nummer eines dort ansässigen Touranbieters herausgesucht, welcher Ausflüge zu einem grenznahen Wasserfall anbietet. Ein paar Telefonate und Nachrichten später hatten wir alle benötigten Informationen und unser Entschluss stand fest, in Kasesya werden wir unser Glück versuchen. So weit, so gut.
Offensichtlich hat uns der Mitarbeiter der Firma leider etwas falsch verstanden und war der Meinung, wir benötigen durchgehend Hilfe in Sumbawanga und Umgebung. Die unzähligen Whatsapp-Nachrichten, ob wir eine Unterkunft benötigen und wann wir ankommen werden, haben wir zum Teil mit einem freundlichen Nein beantwortet, ab Nachricht 10 dann einfach ignoriert. Nach etwa der Hälfte der Busfahrt kommt dann die Ticketkontrolleurin des Busses zu uns, hält Sebi ein Handy ans Ohr und versucht uns in gebrochenem Englisch zu erklären, dass uns jemand sprechen möchte. Interessant. Als Sebi das Handy annimmt hört er eine altbekannte Stimme am Ende der anderen Leitung – unser „Stalker“. Er erklärt uns, dass er bereits mit der Ticketkontrolleurin alles besprochen hat, sie lässt uns an einem bestimmten Punkt in der Stadt raus. Um eine Unterkunft müssen wir uns ebenfalls nicht kümmern, er hat bereits alles für uns organisiert. Wir sind etwas geschockt und fragen uns vor allem, woher er weiß in welchem Bus wir sitzen und woher er ihre Telefonnummer hat haha. Wir lehnen diesmal etwas bestimmter sein Angebot ab, erklären ihm, dass wir uns bereits um Unterkunft und Transport gekümmert haben und dass seine Bemühungen zwar (irgendwie) nett sind, wir das aber schon hinbekommen werden. Wir dachten, damit hat sich alles geregelt, bis uns 10 Minuten später die Kontrolleurin erneut ihr Handy hinhält und wir mehrere SMS vorfinden, die wir diesmal etwas bestimmter beantworten. Leicht nervös kommen wir einige Stunden später am Busbahnhof in Sumbawanga an, denn wer weiß schon, was uns dort erwartet? Tatsächlich steht er dort, ein junger harmlos aussehender Mann mit Rucksack und Collegeblock und möchte uns zu unserer Unterkunft eskortieren. Freundlich, aber absolut bestimmt, sagen wir ihm dass wir bereits eine Unterkunft haben und machen uns schnell auf den Weg in Richtung Libori Centre, eine günstige Kirchenunterkunft, wo wir uns in Gottes Schoß flüchten und den Stress des Tages erst einmal mit Gemüsecurry und kaltem Bierchen verdauen und anschließend früh schlafen gehen.
Die Busfahrt am nächsten Tag in Richtung Grenze verläuft ähnlich spannend. Nach dem Frühstück wechseln wir zuerst einmal ein Teil unserer Reserven in US-Dollar für die Visagebühren und fahren anschließend mit dem Bajaji bei strömendem Regen zu einer Bushaltestelle weit außerhalb der Stadt. Mit Hilfe eines Schleppers (der uns laut rufend auf dem gesamten Gelände bekannt macht) bekommen wir einen Platz in einem Minibus in Richtung Kasesya, der leider erst 1 ½ Stunden später losfährt. Etwa 15 Minuten später (wir sind mittlerweile wieder in Sumbawanga), bleiben wir erst einmal an einer Tankstelle liegen, der Bus wird aber von freundlichen Passanten angeschoben und wir können unsere Reise für etwa eine halbe Stunde fortsetzen, bis der Minibus erneut den Geist aufgibt. Für die knapp 100km Fahrt durch das tansanische Nirgendwo in dem Bus voller Menschen, Kindern und einem Huhn brauchen wir somit insgesamt ca. 5 ½ Stunden. Eigentlich kein Problem, die langen Busfahrten sind mittlerweile eine Gewohnheit, der wir ziemlich gelassen entgegen blicken. Es ist jedoch mittlerweile 17 Uhr als wir Kasesya erreichen und die Grenze schließt laut unseren Informationen in 30 Minuten. Wir eilen also zu Fuß mit unseren Backpacks zum Grenzposten, bekommen problemlos unseren Ausreisestempel, machen die heutzutage üblichen Gesundheitstests bei einem „Arzt“, müssen unsere Rucksäcke zur Taschenkontrolle ausräumen und werden freundlich in das kleine Stück Niemandsland zwischen Tansania und Sambia entlassen…