Morogoro

Ein erneuter Zwischenstopp in Nyamisati, Wanderung zu Wasserfällen in den Uluguru-Bergen und unverschämtes Glück im Mikumi-Nationalpark

Unsere Reise in Richtung Morogoro beginnt um 01:30 Uhr morgens im Aufenthaltsraum unserer Tauchschule, wo wir eine kurze Nacht mit Hunden und unzähligen Moskitos verbracht haben. Unser Tauchlehrer Abou weckt uns und fährt uns zur Fähre, welche um 03 Uhr nachts in Richtung Nyamisati ausläuft. Nach etwa 4 Stunden erreichen wir das Festland und versuchen erfolglos einen der wenigen Busse in Richtung Daressalam zu erwischen. Da sich die Leute jedoch beinahe die Köpfe einschlagen und zum Teil durch das Fenster klettern um einen Sitzplatz zu erwischen, warten wir lieber erst einmal ab. Die Busse fahren davon und wir stehen noch immer mit unseren Rucksäcken am Straßenrand neben brennendem Plastik - Nyamisati hat sich dieses Mal nicht von seiner schönsten Seite gezeigt. Was nun? Na erst einmal ab in die lokale Bar! Wir genehmigen uns eine Cola (8 Uhr ist dann doch etwas zu früh für das erste Bier des Tages) und kontaktieren Shabani den alten Gauner und verhandeln mit ihm per SMS einen „Rafiki Price“ („Freundschaftspreis“, jaja..) für einen privaten Fahrer in Richtung Daressalam, da wir unsere Unterkunft für den Abend in Morogoro bereits gebucht haben. Wir sind uns ziemlich sicher, dass unser Fahrer keinen Führerschein hat (Indiz 1: nach etwa 10 Minuten Fahrt fragt er Sebi, ob er nicht lieber fahren möchte, da er das sicher besser kann. Indiz 2: kurz nach der Einfahrt in Daressalam müssen wir einen Zwischenstopp machen, ein Freund steigt zu und fährt nun die restliche Strecke in Richtung Busbahnhof durch die Stadt).

Die Fahrt klappt dennoch und wir erreichen nach einem Umstieg in den Bus Abends gegen 18:30 Uhr nach 17 Stunden Abenteuerreise unsere Unterkunft in Morogoro. Wir sind in einem Guesthouse bei Mama Pierina untergebracht, einer Tansanierin mit griechisch -/ italienischen Wurzeln, welche uns sehr liebevoll empfängt und uns in den nächsten Tagen mit Rat und Tat zur Seite steht. Wir essen noch äußerst lecker und günstig am Straßenstand gegenüber und fallen völlig erschöpft ins Bett. Erholt erkunden wir erst einmal die Stadt. Morogoro ist in den Ausläufern der Uluguru-Mountains gelegen, welche von egal welchem Punkt in der Stadt aus ein unfassbar schönes Panorama bieten. Wir schlendern durch die riesigen Märkte, kaufen ein wenig ein und freuen uns darüber, dass wir als Wazungus in einer Stadt wieder etwas weniger auffallen, als in den kleinen Dörfern in denen wir bisher unterwegs waren. Die Menschen sind wahnsinnig nett (ein Supermarktmitarbeiter läuft mit uns auf der – leider erfolglosen -  Suche nach Tabak ohne Gegenleistung knapp 2 Stunden durch die Stadt und lädt uns dann noch zu seinem Haus in den Bergen ein) und abends gehen wir erst einmal lecker indisch essen, Wer-Wird-Millionär im Fernsehen inklusive. Zurück im Guesthouse zeichnet uns Mama Pierina eine kleine Karte, damit wir Morgen zu Fuß in die Berge zu einem Wasserfall wandern können. Bewaffnet mit unserer selbstgezeichneten Karte, 2 Bananen und viel zu wenig Wasser (Mama Pierina:„lauft unbedingt morgens los, in der Mittagshitze ist der Aufstieg äußerst anstrengend“) wandern wir pünktlich um 12 Uhr mittags am nächsten Tag los in Richtung Wasserfall. Der Aufstieg durch die kleinen abgelegenen Dörfer in den Bergen ist tatsächlich ziemlich anstrengend, man wird aber mit unglaublich schönen Ausblicken über die Stadt und einem schönen versteckten Wasserfall belohnt, an dem wir vollkommen alleine sind. Nachdem wir uns abgekühlt haben testen wir zum ersten Mal die Selbstauslöser-Funktion der Kamera und legen ein kleines Shooting ein haha. Der Abstieg ist nicht weniger anstrengend und so erreichen wir abends ziemlich fertig unser Guesthouse, wo wir erneut auf die Hilfe von Mama Pierina zählen können. 


Da wir Interesse bekundet haben eine Safari zu machen, hatte sie uns bereits morgens mit einem deutschen Paar zusammen gebracht, damit wir uns die Kosten für das Auto und den Guide aufteilen können. Wir unterhalten uns kurz, stellen fest, dass die Sympathie für einen gemeinsamen Tag in einem Auto ausreicht und erhalten abends die Bestätigung, dass wir morgen früh gemeinsam unsere erste Safari im Mikumi-Nationalpark machen können!

Wir werden am nächsten Tag um 05:30 Uhr mit einem Minibus abgeholt, lernen unseren Guide kennen, bezahlen die Safari und fahren los in den 100 km entfernten Mikumi-Nationalpark. Auf der Autofahrt durch die Ausläufer des Parks kann man bereits die ersten Tiere sehen: Paviane laufen am Straßenrand herum, man sieht ein paar grasende Impalas, Zebras und sogar eine Giraffe. Die Vorfreude steigt und steigt! Am Park-Gate angekommen klären wir alle Formalitäten, wechseln in unseren Safari-Jeep und es geht endlich los in den Park! Schon ein paar Minuten nach der Einfahrt erahnen wir welches Glück wir heute haben werden und sehen einen alten schlafenden Löwen im Schatten eines Baumes.

Wir streifen weiter durch den Park, welcher ebenfalls von Bergen umgeben ist und jetzt im Oktober kurz vor Beginn der Regenzeit an eine kleine Savanne erinnert. Absolut perfekte Bedingungen für die Suche nach wilden Tieren. Da das Gras trocken und braun ist und nur einzelne große grüne Bäume Schatten spenden, haben wir weiterhin viel Glück und sehen noch vor dem Frühstück die ersten Büffel, Gnus, Zebras (lebendige und tote), Giraffen, Impalas, Aasgeier (die toten Zebras essend), Warzenschweine und Paviane. Nach ein paar Stunden erreichen wir den „Hippo-Pool“, an dem man aussteigen und ein wenig herumlaufen kann. Ein paar Minuten später sehen wir aus der Ferne einzelne durstige Büffel zu der Wasserstelle heranschlendern. Wir warten und beobachten und sehen plötzlich eine ganze Herde folgen (als wären die ersten Büffel nur die Vorhut gewesen). Dann beginnt das National-Geographic-Schauspiel und eine riesige Büffelherde begibt sich zur Wasserstelle und trinkt sich nervös und schnell im Schutz der Gruppe satt. Sobald einer aufschreckt (es gibt neben Hippos auch ein paar Krokodile in der Wasserstelle), sieht man direkt das Herdenverhalten und weitere 20 Büffel treten die Flucht an, kommen jedoch nach kurzer Zeit wieder zurück und trinken weiter. Einfach nur geil, sowas einmal mit eigenen Augen und nicht in einer Dokumentation zu sehen. Und all das noch vor dem Mittagessen!

Das gibt es nämlich kurz danach in einem der Camping-Anlagen des Parks, wo man überall spielende Affen beobachten kann. Nach einem schnellen Mittagessen fahren wir wieder los und entdecken nach kurzer Zeit einen wunderschönen jungen Leopard in einem Baum, bei dem wir uns gefühlt eine Ewigkeit aufhalten und ihn einfach nur beobachten. Wir haben definitiv unverschämtes Glück gehabt heute! Im Anschluss fahren wir noch ein paar Stunden durch den Park, beobachten Elefantenfamilien, sowie weitere Löwen, Gnus und Eland-Antilopen und machen uns dann nachmittags auf die Rückfahrt nach Morogoro. Den Abend runden wir ab mit selbstgemachter vegetarischer Moussaka von Mama Pierina und fallen danach müde aber glücklich ins Bett. 


Da wir uns in Morogoro wohl fühlen und das Zimmer bei Mama Pierina gegen ein Günstigeres tauschen können, beschließen wir noch ein entspanntes Wochenende hier zu verbringen und erst Montag zu unserem nächsten Ziel Tanga weiterzureisen. Die Tage bis dahin verlaufen sehr entspannt, wir lesen und schreiben Tagebuch, machen uns zum Gespött des Hotels indem wir mit Zwiebeln auf den Ohren versuchen unsere Ohrenschmerzen zu heilen, erhalten ein wenig Suaheli-Unterricht, organisieren unsere Weiterfahrt (natürlich wohnt der Bruder von Mama Pierina in Tanga und kann uns die besten Busunternehmen empfehlen), gehen indisch und an unserem Straßenstand des Vertrauens essen (wo wir unsere neu gelernten Vokabeln beim Essen bestellen ausprobieren) und verarbeiten die Eindrücke der letzten Tage und Wochen. Alles in Allem eine wirklich geile Woche in Morogoro, gerne wieder!

KLICK = GROSS