Babu Dullah der verrückte Hippo-Beschwörer, Tauchkurs, Schnorcheln mit Walhaien & ein Geburtstag mit Gesang und Trommeln
Nach etwa 4 Stunden gemütlicher Fahrt mit der Fähre erreichen wir das größte Dorf Mafia Islands: Kilindoni. Unser Bungalow am Afro Beach ist etwa 15 Minuten Fahrt mit dem Bajaji (Tuk-Tuk) entfernt und als wir dort im Dunkeln ankommen, hat unser Fahrer Yussuf zum Glück die Handynummer eines Mitarbeiters, den er dort aus dem Schlaf klingeln kann – es kennt eben jeder jeden auf einer Insel. Am nächsten Tag erfahren wir auch, warum die Mitarbeiter um 21 Uhr bereits geschlafen haben: wir sind die einzigen Gäste in der Bungalow-Anlage (sollten wir übrigens auch für die ganze Zeit dort bleiben). Der Strand ist wunderschön, jedoch aufgrund der vielen bunten Quallen nicht so gut zum Schwimmen geeignet. Die Sonnenuntergänge sind dafür einfach nur spektakulär, insbesondere da kurz nachdem die Sonne im Meer versinkt bei eintretender Dunkelheit unzählige Fledermäuse aus den Bäumen losfliegen und auf Jagd gehen – ein wunderschönes Naturschauspiel!
Mafia Island ist vor allem für 2 Dinge bekannt: man kann dort mit Walhaien (Whale Sharks) schnorcheln und hervorragend tauchen, beides steht auf unserer To-Do-Liste. Unsere Unterkunft bietet Bootsausflüge zu den Whale Sharks an, also versuchen wir unser Glück und müssen jedoch erschöpft mit laufender Nase nach 6 Stunden Bootsfahrt aufgeben. Da wir uns ziemlich erkältet haben verbringen wir die nächsten Tage recht unspektakulär mit Schlafen, Waschen, Bao zocken, Schlafen, Haare schneiden (Sebi ist jetzt offiziell ein Kipala = Glatzkopf), Lesen, am Strand rumliegen, Schlafen und Hörbuch hören. Wir erkunden die umliegenden Dörfer zu Fuß (ein intensiver Fischgeruch liegt in der Luft, da Tausende kleiner Fische in der Sonne getrocknet werden um später als Snacks verkauft zu werden), was recht ungewohnt scheint, da uns beinahe jedes Kind staunend betrachtet, uns nachschreit und uns zuwinkt. Irgendwie komisch, aber einfach nur schön mit so viel Neugier und Freude empfangen zu werden.
Das absolute Highlight in diesen Tagen ist jedoch ein Ausflug in den Norden der Insel. Wir fahren 2 ½ Stunden mit dem Bajaji über unbefestigte Straßen (inklusive mehrfachem Steckenbleiben im Sand – aussteigen, mit voller Kraft schieben und Stück für Stück die versunkenen Räder befreien) an den nördlichsten Punkt der Insel zu einem recht unspektakulären Leuchtturm. Anschließend fahren wir durch riesige Palmenplantagen zu dem absolut traumhaften Kanga Beach und waschen uns den Staub von den Füßen. Auf dem Rückweg fahren wir mitten im Nirgendwo links von der Straße ab zu einem einsamen kleinen Häuschen, uns wurde gesagt es soll hier auf der Insel tatsächlich ein paar freilebende Hippos geben. Angeblich sind diese Hippos genau wie wir mit der Fähre vom Festland aus nach Mafia Island geschwommen – ob das wohl stimmt, ist zumindest einmal fraglich haha. Nach unserem erfolglosen Whale-Shark-Ausflug haben wir die Erwartungen daher entsprechend runter geschraubt und gehen einfach mal davon aus, dass wir vermutlich keine sehen werden. Unser Fahrer wird an dem Häuschen von einer Frau begrüßt, die mit einem Stock etwas in den Sand zeichnet (etwa die genaue Position der Hippos?) und uns wird gesagt wir müssen auf den „Security“ warten, um anschließend die Tiere zu sehen. Nach ein paar Minuten kommt der „Security“ Babu Dullah um die Ecke – ein etwa 50-jähriger Mann mit nur noch einer Handvoll gelben Zähnen im Mund, bewaffnet mit einer Machete, zerlöcherter Kleidung und durchgelaufenen Flip-Flops. Wie er uns gegen die Hippos mit einer Machete verteidigen will ist uns ein Rätsel, wir folgen ihm jedoch bereitwillig über die naheliegenden Felder auf einen Hügel mit Blick auf einen kleinen See. Babu Dullah klettert dort in unglaublicher Geschwindigkeit auf einen Baum und das Schauspiel beginnt. Mit lautem Klatschen und ausgedehnten „Hippooooooo“ „Hippoooooo“- Rufen beschwört er tatsächlich 4 Hippos herauf, die immer mal wieder ihre Köpfe aus dem Wasser strecken! Wir staunen über den Erfolg und lachen uns gemeinsam mit unserem Fahrer gleichzeitig über die absurde Situation kaputt. Nach kurzer Zeit drehen wir um und verabschieden uns alle winkend mit „Bye Kiboko (=Hippo)“ Rufen von den Tieren. Es gibt sie also tatsächlich, die Hippos von Mafia Island.
Da wir für unseren Tauchkurs vollkommen gesund sein müssen werden aus den 4 geplanten Tagen am Afro Beach direkt einmal 7, wir schaffen es jedoch uns an einem Abend mit unserem zukünftigen Tauchlehrer Abou zu treffen (dessen Handynummer hatte ein Kellner in einer benachbarten Hotelanlage, wie gesagt jeder kennt hier jeden) und verabreden den Start unseres Tauchkurses für den kommenden Dienstag. Da die Tauchschule ein Gesamtpaket anbietet können wir bereits Sonntag dort anreisen. Also ab auf die andere Inselseite in das kleine Dorf Utende in der Chole Bay im Mafia Island Marine Park!
Wir werden herzlich im Big Blu Dive Resort begrüßt, beziehen unser von Kokosnusspalmen umgebenes Zelt (Hanna nennt es liebevoll Glamping) und schieben die zwei Einzelbetten erst einmal zusammen haha. Wir erkunden die Gegend und schwimmen in den umgebenden Mangrovenwäldern und lernen am Strand dann Zuby, eine lokale Restaurantbesitzerin und ihre Freunde Luchu, Moses und den Captain kennen – eine Gruppe junger Menschen mit denen wir uns anfreunden und in den kommenden Tagen viele Stunden verbringen werden. Am nächsten Abend sitzen wir direkt in ihrem Restaurant am Strand und werden mit Kürbissuppe, gegrilltem Fisch (Changu = White Snapper), Gemüsecurry und einigen kühlen Kilimanjaro verköstigt, wir haben definitiv unser neues Stammrestaurant gefunden. Trotz der schönen Atmosphäre müssen wir früh ins Bett, denn Morgen ist es endlich soweit und unser Tauchkurs beginnt! Wir starten nach dem Frühstück mit Theorieunterricht in einem kleinen Klassenzimmer, da die Tauchschule nur mäßig besucht ist sind wir die einzigen Schüler und haben einen Tauchlehrer ganz für uns alleine. Wir ziehen die Theorie in 7 Stunden durch, bestehen unsere Tests mit Bravour (unser Instructor Abou ist stolz auf uns haha) und gehen nach einem erneuten Abendessen am Strand erschöpft mit wachsendem Respekt vorm Tauchen und großer Vorfreude auf die praktischen Übungen am kommenden Tag ins Bett.
Nach dem Frühstück ist es soweit, wir dürfen zum ersten Mal unser Tauchequipment aufziehen (natürlich nur, nachdem wir es unter wachsamen Blicken von Abou mehrfach zusammen- und auseinanderbauen müssen) und machen unseren ersten Atemzug unter Wasser in einem naheliegenden Pool – einfach nur geil!! Der Tag vergeht wie im Flug: wir üben mit unserem Atem unsere Position im Wasser zu regulieren, simulieren einen Maskenverlust oder Probleme mit dem Atemgerät, lernen die verschiedenen Zeichen unter Wasser, lernen mit dem Equipment umzugehen und einen vernünftigen Druckausgleich zu machen. Wir haben einfach nur Spaß, lachen viel und halten die Pausen zwischen den einzelnen Tauchübungen so kurz wie möglich, da wir gar nicht mehr aufhören wollen zu tauchen. Am Ende des Tages sind wir erschöpft, aber glücklich und können es kaum erwarten unser Wissen am nächsten Tag im offenen Meer in die Praxis umzusetzen! Die Tierwelt um unser Zelt herum ist übrigens auch mehr als spannend. In der Überdachung über dem Zelt tummeln sich Geckos und Mäuse, beim Gang zur Toilette muss man immer riesigen Tausendfüßlern ausweichen und jeden Morgen zwischen 5 und 6 Uhr wecken uns unzählige schreiende Krähen neben unserem Zelt auf – einfach nur geil haha. Am darauf folgenden Morgen fahren wir mit einem Boot in die Bucht und machen unsere ersten zwei Open Water Dives im offenen Meer – wow! Der Druckausgleich gestaltet sich bei nun 11 Metern Tiefe deutlich schwieriger als zuvor (unsere Ohren sollten noch wochenlang Probleme bereiten und schmerzen, wir waren wohl doch noch nicht ganz gesund haha), mit der Zeit wird das jedoch besser. Unser Instructor Abou vermittelt einem ein Gefühl von Ruhe und Sicherheit. Wir machen erneut verschiedene Übungen und stellen fest, dass man im offenen Meer deutlich mehr Dinge parallel machen muss als in dem kleinen Pool am Festland. Mit jeder Minute fühlt man sich jedoch sicherer und kann einfach nur den Moment genießen und die Unterwasserwelt beobachten – Wahnsinn, was es alles gibt!!
Wir beobachten Seeschnecken, Moränen, Langusten und unzählige wunderschöne bunte Fische in jeglichen Größen und Varianten in einem wirklich gut intakten Korallenriff und kommen während unseren zwei Tauchgängen aus dem Staunen kaum noch heraus. Zum Glück dürfen wir das Ganze am nächsten Tag noch einmal wiederholen! Der erste der Tauchgänge ist ein weiterer Übungstauchgang und wir gehen nun bis auf 16 Meter Tiefe herunter. Man stellt direkt einen großen Lernfortschritt fest und bewegt sich nun viel sicherer und ruhiger entlang der Korallenriffe indem man langsam durch kontrolliertes Einatmen (aufsteigen) und Ausatmen (absteigen) durch die Unterwasserwelt gleitet. Der letzte und mit Abstand schönste unserer Tauchgänge ist ein sogenannter „Fun Dive“, bei dem wir keine Übungen mehr machen müssen sondern einfach nur mehrere Korallenriffe auf bis zu 16 Metern Tiefe erkunden dürfen. Überall ist einfach Leben! Wir sehen Feuerfische, Steinfische, Riesenzackenbarsche, Seewürmer welche ihren Kopf aus dem Sand stecken, und erneut riesige Moränen und unzählige bunte Fische. Da wir uns nun sicherer bewegen können wir auch anfangen Blödsinn unter Wasser zu machen, kopfüber zu tauchen, Rollen zu machen und mitten durch Fischschwärme zu gleiten. Alles in allem ein unglaublich schönes und definitiv unvergessliches Erlebnis!! Hoffentlich bleiben diese Korallenriffe noch lange erhalten. Nachmittags gratuliert uns Abou zum Bestehen des Kurses, wir sind jetzt offiziell zertifizierte PADI Open Water Diver! Wir erhalten unser Logbuch und feiern uns erst einmal selbst haha. Da wir absolut angefixt sind, besprechen wir direkt mit anderen Tauchern potentielle gute Tauchspots in Südafrika, wo uns unsere Reise hoffentlich noch hinführen wird. Den Abend verbringen wir erneut mit Essen am Strand und feiern anschließend an unserem Zelt mit Musik, Bier und von Sebi heimlich gekauften Partyhüten in Hannas 28. Geburtstag rein :-)
Der 09. Oktober steht nun ganz im Sinne von Hannas Geburtstag! Auf ein Frühstück mit heimlich organisierter Geburtstagstorte folgt erst einmal ein ausgedehnter Mittagsschlaf (Tauchen war dann doch ziemlich anstrengend) und anschließend ein kleiner Ausflug zur naheliegenden Chole Island, auf der wir Flughunde beobachten und entlang von riesigen Baobab-Bäumen, Bananenstauden, Mangobäumen und Ananaspflanzen über die kleine Insel schlendern. Wir schauen noch kurz den traditionellen Bootsbauern zu, wie sie per Hand ihre Daus reparieren und kehren anschließend auf unsere Insel zurück zur nächsten Überraschung des Tages. Zuby und die Gang haben ein romantisches Dinner am Strand im Kerzenlicht mit Blumen organisiert. Nach dem Essen stürmt die kleine Gruppe mit Trommeln, Löffeln, Eimern und einer Geburtstagstorte bewaffnet singend und klatschend auf Hanna zu und gratuliert ihr zum Geburtstag. Hanna muss die Geburtstagstorte nun zerteilen und jedem Einzelnen unter Gelächter ein Stück davon zum Probieren in den Mund stecken – ein etwas anderer Geburtstag!
Wir setzen uns im Anschluss noch ein wenig ans Lagerfeuer und lassen den Tag gemütlich ausklingen, denn Morgen heißt es erneut früh aufstehen zu Whale-Shark-Schnorcheltour-Versuch Nummer 2! Uuuuuuund diesmal waren wir endlich erfolgreich! Wir fahren auf der gegenüberliegenden Inselseite mit einem kleinen Motorboot etwa eine Stunde aufs offene Meer und finden eine kleine Gruppe von 3 Walhaien, zu denen wir ins Wasser springen können und mit ihnen um die Wette schnorcheln. Wirklich riesige (ca. 8 Meter lang), schöne und beeindruckende Tiere. Nach über einer Stunde sind wir durchgefroren und fahren mit dem Boot zu einer wunderschönen kleinen Sandbank mitten im offenen Meer. Auf dem Rückweg entdecken wir in ziemlich flachem Wasser einen weiteren Walhai mit dem wir auch nochmal ein paar Minuten schwimmen können – erneut ein wunderschöner und diesmal erfolgreicher Ausflug. Wir verbringen den Rest des Tages mit einem kleinen Ausflug mit dem Boda-Boda (Motorbike) nach Kilindoni um unser Fährticket zu kaufen (diesmal zahlen wir nur 16.000 TSH, ca. 6 Euro, Shabani scheint uns wohl doch etwas über den Tisch gezogen zu haben) da wir morgen früh um 03 Uhr in Richtung Festland zu unserem nächsten Ziel aufbrechen wollen: Morogoro!