Lushoto

Eine ungeplante Wanderung bis zum Ende der Usambara-Mountains

Nach einer 5-stündigen Fahrt mit dem Minibus (mit einem kurzen erzwungenen Zwischenstopp, da sich ein paar der auf dem Dach festgebundenen Stühle leider selbstständig gemacht haben) erreichen wir Lushoto, die größte Stadt der Usambara-Mountains. Bei der Fahrt entlang der Serpetinen auf 1.400 Meter kann man bereits aus dem Fenster ein paar Wasserfälle entdecken – die Berglandschaft ist wirklich beeindruckend. Es sieht ein bisschen aus wie bei Herr der Ringe, es gibt neue fremdartige Früchte (Quitten?) und das „Bergvolk“ ist deutlich entspannter als in all den Gegenden durch die wir zuvor gereist sind. Wir erreichen problemlos unsere Unterkunft, das „David Crater Homestay“, welches weit abseits vom Stadtzentrum mitten in den Bergen auf einem Gelände voller Bananenstauden, Avocadobäumen und von David gesammelte Chamäleons liegt.

Unser Host David ist der deutscheste Tansanier, den man sich nur vorstellen kann und eine Mischung aus liebevollem Familienvater, zuvorkommendem Host und absolut verwegenem Geschäftsmann. Er legt unglaublichen Wert auf Pünktlichkeit, geht gerne wandern (und steckt sich dabei gerne ein paar Chamäleons in die Hosentasche) und hat alle Abläufe in seinem Homestay sehr genau durchstrukturiert. Wir profitieren insbesondere davon, da wir das mit Abstand beste Frühstück auf unserer bisherigen Reise genießen können (wie geil ist bitte dunkles Brot?). Die einzigen anderen Gäste sind Mathias und Nicole, ein Paar aus der Schweiz, von deren Wanderlust wir uns anstecken lassen (Grüße an Mathias, der uns alle überzeugt hat) und beschließen Übermorgen zu einer 3-tägigen Wanderung bis ans Ende der Usambara-Mountains aufzubrechen! Unser Host David wird unser Guide sein und wir werden noch feststellen, dass er doch ein kleiner Gauner ist... Nach einem gemütlichen Abend in der Unterkunft steht der nächste Tag ganz im Sinne von Vorbereitung. Wir waschen und schneiden Haare, packen unsere Rucksäcke und bringen unsere müden Knochen auf Trab, indem wir als Training zu den nahegelegenen Kisasa-Waterfalls wandern – landschaftlich absolut beeindruckend. Nach einem Abendessen in der Stadt mit den Schweizern (Chipsi Mvuruge, Pommes mit Gemüse in Kokosnusssoße, erstaunlich gut) gehen wir früh ins Bett. 


Das Abenteuer beginnt um 09 Uhr morgens nach dem Frühstück und wir biegen von Davids Unterkunft aus nach links ab und wandern querfeldein durch grüne Felder und kleine Bergdörfer. Wir schauen den Bewohnern bei der Herstellung von Zuckerrohr-Bier zu (und packen etwas mit an), probieren das Gebräu auch (knallt ziemlich in der Sonne) und stoppen zur Mittagszeit auf einem kleinen Berg, wo David uns ein Mittagessen zubereitet. Im Anschluss geht es mehrere Stunden durch endlose Gemüseplantagen bis in das Dorf Lukozi, von dort aus das letzte Stück mit dem Boda-Boda (die Füße tun jetzt schon weh) zu unserer Unterkunft für die Nacht: die Bush Baby Campsite. Die von David versprochene warme Dusche befindet sich in einem Zelt und wir schlafen alle gemeinsam in einem großen Raum in dem einfach 3 Zelte mit Matratzen aufgebaut wurden. Das Essen ist dafür extrem gut (zubereitet über einer kleinen Kochstelle mit Feuerholz) und nach unzähligen Fotos mit den „zufällig anwesenden“ Verwandten des Besitzers fallen wir müde und glücklich ins Bett – ein wirklich schöner erster Tag.

Tag 2 beginnt mit einem einstündigen steilen Aufstieg, bei dem uns Isaac, der Besitzer der Campsite, begleitet und den Weg zeigt. Isaac ist 70 Jahre, trägt Gummistiefel und eine dicke Jacke und läuft in einer erstaunlichen Geschwindigkeit voraus, ohne einen Schluck Wasser zu trinken oder auch nur ins Schwitzen zu kommen – faszinierend. Wir stolpern keuchend hinterher und verabschieden uns am höchsten Punkt von ihm, um danach das Tal hinabzusteigen und mehrere Stunden durch Felder und kleine Wälder zu unserem Tagesziel zu wandern: dem Rangwi Sister Convent, einer schönen Klosteranlage mitten im Nirgendwo. Laut David gibt es dort alles („they have everything“) und je nach Interpretation mag das wohl stimmen. Wir bekommen eine eiskalte Dusche, einen noch kälteren Schlafplatz und eine heftige Magenverstimmung. Manchmal sind Redewendungen wohl Auslegungssache. Der letzte und vermeintlich längste Tag unseres Ausflugs wird zum Glück (denn nach dem Giftanschlag auf uns haben wir extreme Magenprobleme) wider Erwarten der Tag mit der kürzesten Strecke. David ist wohl selbst müde und fragt die Einheimischen entlang der Strecke nach möglichen Abkürzungen, wodurch wir uns mehrere steile Aufstiege ersparen und einfach querfeldein zu einem staubigen Dorf laufen. Die Landschaft ist nicht weniger beeindruckend als die vorherigen Tage, es wechseln sich erneut endlose Felder mit kleinen Waldabschnitten, Gemüseplantagen und einem beeindruckenden Bergpanorama ab. Nach weniger als 6 Stunden erreichen wir das Endziel unserer Tour, den Magumba View Cottages am Ende der Usambara-Mountains. Für die Strapazen der letzten Tage werden wir mit einem phänomenalen Ausblick belohnt! Von unserer Unterkunft aus sehen wir das Ende der Usambara-Berge und die endlosen Weiten Tansanias. Laut David ist es bei klarem Wetter sogar möglich den Kilimandscharo zu erblicken, wir erfahren erst später von ihm, dass ihm das selbst bei jahrelangen Wanderungen erst einmal gelungen ist. Wir verbringen den Tag mit ein wenig Erholung, einer warmen Dusche, Kaffee trinkend und lesend mit der noch immer phänomenalen Aussicht. Am Abend essen wir gemeinsam in einem völlig verrauchten Zimmer (offenes Feuer in einem steinernen Deko-Kamin ohne Abzug), indem uns zwar die Augen tränen, wir aber wenigstens nicht frieren haha. Anschließend fallen wir völlig erschöpft ins Bett, es waren dann doch ca. 70km von Tür zu Tür und die Magensituation verbessert sich nur langsam. Wir sind uns trotzdem einig, dass sich dieser Ausflug mehr als gelohnt hat und die abwechslungsreiche Landschaft der Usambara-Mountains schlicht und einfach nur geil war! 


Nach einer kurzen Nacht wandern wir um 5 Uhr morgens mit unseren Handytaschenlampen zur nächsten Straße, um einen vorbeifahrenden Bus zu erwischen, der uns zurück zu unserem Ausgangsort in Lushoto bringt. Die Schweizer fahren ein paar Stunden später direkt weiter nach Moshi, wir haben zum Glück ein wenig mehr Zeit und verbringen noch einen entspannten Tag bei David. Er organisiert uns netterweise eine Busticket für den Folgetag und wir springen pünktlich (auf die Minute genau, klassischer David) in den bereits losrollenden Bus zu unserem nächsten Ziel: Arusha!

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