Kigoma

Die schlimmste Busfahrt, ein paradiesischer See und der verzweifelte Versuch mit dem Zug weiter zu reisen Teil 2 

Nach der bisher schlimmsten Busfahrt in Tansania (14 holprige, schwitzige, stinkende Stunden in einem viel zu engen Bus) erreichen wir nachmittags Kigoma am Lake Tanganyika. Ganz im Sinne von Sir Richard Burton haben wir es also geschafft zwei der größten Seen Afrikas zu erreichen, man fühlt sich schon ein wenig wie ein kleiner Entdecker. Nachdem wir am Viktoriasee nicht baden konnten, freuen wir uns extrem, als wir bei unserer Unterkunft feststellen, dass wir glasklares Wasser und Palmen ein paar Meter vor uns sehen und uns wieder wie am Meer fühlen – ein bisschen Urlaub vom Urlaub und Hand aufs Herz, in Kigoma haben wir die meiste Zeit einfach nur getrunken haha.

Den nächsten Tag verbringen wir damit, die Gegend zu erkunden und unsere Weiterreise zu organisieren. Eigentlich war unser Plan immer, mit dem Schiff den Lake Tanganyika bis nach Sambia herunterzufahren, die „MS Liemba“ wird nun aber mittlerweile seit über 6 Jahren gewartet, andere Schiffe können wir trotz Hafenbesuch und Gespräch mit der Verwaltung vor Ort leider nicht organisieren. Unser Alternativplan ist mit dem Zug weiterzureisen, am Bahnhof erfahren wir dann auch, dass wir den Zug nächste Woche Dienstag nach Tabora nehmen können und von dort aus in Richtung Süden / Sambia weiterfahren können. Das bedeutet, dass wir nun 5 Tage mit absoluter Entspannung vor uns haben, was wir uns natürlich nicht zweimal sagen lassen. Tagelang sitzen wir also am Strand und schwimmen im See, genießen die wunderschöne Aussicht, trinken gerne schon direkt nach dem Frühstück ein kühles Bierchen in der Sonne, lesen mehrere Bücher, gehen mit unserem Blog live, essen wahnsinnig guten Fisch mit Bohnen und erkunden die verschiedenen Restaurants und Bars in der Umgebung. Bei unseren Versorgungsfahrten mit dem Bajaji in die Stadt, stellen wir leider fest, dass die Menschen im Westen Tansanias etwas unfreundlicher als gewohnt auf Touristen reagieren und die Stadt Kigoma nicht wie angenommen ein kleines verschlafenes Fischerdörfchen ist. Kleine negative Erfahrungen werden dann aber abends in einem Hotelrestaurant wieder ausgeglichen, indem uns eine Musikerin mit Kamerateam überredet als Statisten in ihrem Video mitzuwirken (Link folgt!) – einfach zu witzig.

Die nächsten Tage verlaufen nach altbekanntem Muster sehr gemütlich und unspektakulär, bis wir eines Morgens von lauten Lautsprecherdurchsagen und Musik geweckt werden. Als wir verschlafen durch das Fenster schauen, stellen wir fest, dass vor unserer Terrasse eine mannshohe Box steht und sich auf „unserem“ Strand etwa 150 Personen tummeln. Es ist der nationale Fischereitag und Politiker, Fischer und Schaulustige sind zu einem Event eingeladen - das war es mit der Ruhe und Entspannung. Auch eine sehr interessante Erfahrung, wir sind aber froh, als der ganze Spaß abends vorbei ist und wir wieder unseren Ausblick genießen können. Ein Tag vor Abreise des Zuges fahren wir nach dem Frühstück (welches wir mittlerweile wirklich nicht mehr sehen können, Eier und labbriger Toast verfolgen uns schon in unseren Träumen) zum Bahnhof, um unser Ticket zu kaufen. Wie schon in Mwanza wird unsere Vorstellung mit dem Zug weiterzureisen schnell zunichtegemacht, dieses Mal sind nämlich alle Tickets für die erste Klasse ausgebucht, unsere einzige Option wäre ein Nachtzug sitzend in der 3. Klasse mit einem 2-tägigen Aufenthalt in der nächsten Stadt, was für uns leider keinen Sinn ergibt. Es soll einfach nicht sein, wir beschließen also das Zugfahren auf ein anderes Land zu verschieben und organisieren uns etwas enttäuscht ein Busticket für Übermorgen nach Sumbawanga, von wo aus wir versuchen werden die Grenze nach Sambia zu überqueren. 

Der nächste Tag ist unser letzter Tag in Kigoma, also beschließen wir noch einmal einen kleinen Ausflug zu machen. Wir haben erfahren, dass es an einem anderen Strandabschnitt außerhalb der Stadt eine Unterkunft mit einem (vermeintlich haha) zahmen Zebra gibt, welches wir besuchen wollen und dort den Vormittag verbringen möchten. Dort angekommen können wir es kaum glauben, vor uns steht tatsächlich Sebastian das Zebra (kein Scheiß, das Zebra heißt wirklich Sebastian). Ein wunderschönes Tier, zweifelsohne. Während Sebi in das kleine Büro der Unterkunft geht um die Tagesgebühr für den Strand zu bezahlen, warten Hanna und Sebastian draußen. Wir würden hier gerne die folgende Geschichte aus zwei Perspektiven erzählen:

 

Hanna: „Schon als kleines Mädchen habe ich Pferde immer geliebt und Zebras sind halt einfach süße, gestreifte, dicke Ponys. Als Sebi also drinnen war, dachte ich, ich nutze die Zeit um mit Sebastian dem Zebra ein wenig zu bonden und es zu streicheln. Es war ein paar Meter entfernt, also habe ich es hergerufen. Leider kam es daraufhin völlig wahnsinnig auf mich zu galoppiert. Ich habe Panik bekommen und wollte zu Sebi in das Büro flüchten. Doch das Zebra war schneller… Es hat mich blitzschnell eingeholt und mich von hinten gewaltsam mit dem Kopf fast zu Boden gedrückt. Meine Panik wurde größer. Also schrie ich „Sebi, Sebi, Hiiiiiilfe“, was das Zebra nur noch umso mehr angestachelt hat. Mein Fluchtweg war abgeschnitten und ich stand mit dem Rücken zur Wand Auge in Auge mit einem völlig wahnsinnigen Zebra. An eine Flucht war nicht mehr zu denken. Doch Sebastian gab nicht auf, er drückte mich mit seinem gesamten Gewicht gegen die Hauswand und versuchte meine Hose zu essen.“

 

Sebi: „Joa, ich war halt drin und hab bezahlt.“

Als Sebi das Büro verlässt und Hannas verzweifelte Hilferufe endlich hört, eilt er herbei, wird ebenfalls von dem Zebra in den Fuß gebissen und gibt ihm einen „freundschaftlichen“ Klaps auf den Nacken. Die Verwirrung des Zebras nutzend, können wir beide endlich in Richtung Strand flüchten, wo Hanna erst einmal versucht ihren Puls wieder auf Normalniveau zu senken. Hannas Liebe für Zebras hält sich seither etwas in Grenzen, ihr Trauma hat sie aber mittlerweile überwunden :-) Wie auch immer, am nächsten Morgen steigen wir wie gewohnt um halb 6 Uhr in unseren Bus zu unserem letzten Ziel in Tansania: Sumbawanga!

KLICK = GROSS