Ein bisschen Heimatgefühl in einem wahnsinnig sympathischen Hostel, Jahrestag in einem Zelt, Serengeti-Nationalpark und Safari im Garten Eden
Ein kleines Geständnis zu Beginn: Wir haben etwas gelogen, denn wir sind nicht wie wir geschrieben haben von Lushoto aus direkt nach Arusha gefahren, sondern haben einen Zwischenstopp in Moshi, am Fuß des Kilimandscharo gemacht. Da es leider zu bewölkt war, um den Kilimandscharo zu sehen, sind wir dort unverrichteter Dinge zwei Tage später mit dem Minibus nach Arusha gefahren. Dort erreichen wir das Hostel / Homestay von Lewis etwas außerhalb von Arusha gegen Mittag und erkunden erst einmal die Stadt. Nach mittlerweile über 6 Wochen in Tansania laufen wir staunend durch die riesigen Supermärkte und sind begeistert wieder einmal Salat mit Kapern oder Käse essen zu können haha. Im Laufe des Tages lernen wir die wahnsinnig netten Spanier Emma, Jesus und Monica kennen, welche einer der Hauptgründe sind weswegen wir insgesamt 2 Wochen in Arusha und Umgebung bleiben werden. Den Abend verbringen wir entspannt bei Lewis und starten den nächsten Tag mit einer weiteren Erkundungstour durch die Stadt. Den Hinweg bestreiten wir zu dritt ohne Helm auf dem Boda-Boda mit unserem Fahrer Freddie, auf dem Rückweg zu Fuß verlaufen wir uns und kämpfen uns durch kleine Flüsse und Bananenplantagen mit Hilfe eines netten Hausmeisters bis zu unserer Unterkunft.
Als Belohnung winkt uns dort nach dem gemeinsamen Abendessen (Lewis Freundin kocht jeden Abend gegen ein kleines Entgelt für das gesamte Hostel) eine Flasche Konyagi (der „local Gin“ der eigentlich kein Gin ist – keine Ahnung was wir da getrunken haben aber es knallt hahaha) und ein paar Bier, denn wir gehen mit allen aus dem Hostel gemeinsam in der Stadt in einen Club feiern. Dort erleben wir einen verrückten Abend mit ein paar weiteren Flaschen Konyagi, wir treffen die Schweizer aus Lushoto wieder und fallen um 4 Uhr betrunken ins Bett. Am nächsten Tag sieht es morgens im Hostel aus wie nach einer Hausparty, die regelmäßigen Strom- und Wasserausfälle haben ihren Teil dazu beigetragen. Für unser Frühstück wecken wir eine Freundin von Lewis die im Wohnzimmer auf der Couch liegt und reisen dann ab zu unserer nächsten Unterkunft (wir werden ein paar Tage später jedoch wieder zurückkehren). Da morgen unser zweiter Jahrestag sein wird, haben wir uns weit außerhalb von Arusha in Olasiti ein Zelt gebucht, zu dem wir mittags mit Zwischenstopp im Supermarkt hinfahren. Das Zelt und das Gelände sind absolut beeindruckend. Unsere bisher definitiv schönste und luxuriöseste Unterkunft, mit eigener kleiner Küche, eigener Feuerstelle, Outdoor-Dusche und das Ganze auf einem riesigen Privatgelände mit unzähligen Vögeln, Schweinen, Truthähnen, Hunden und Pferden – einfach nur schön. Wir verbringen dort zwei wunderschöne Tage über unseren Jahrestag, erkunden das Gelände, kochen (vor allem haben wir endlich mal wieder ein gutes Frühstück), sitzen am Lagerfeuer, lesen, schauen Filme auf unserer Terrasse und genießen einfach die Ruhe und Abgeschiedenheit.
Da uns diese Abgeschiedenheit wirklich gut gefallen hat und wir bereits in der Planung für unsere anstehende Safari sind (Emma hat uns einen guten Deal verschafft, der stilecht per Whatsapp ausgehandelt wurde), kehren wir nicht direkt zu Lewis zurück sondern wechseln zuerst in ein anderes Homestay von Osward in einem Vorort von Arusha mit Blick auf den Mount Meru. Dort verbringen wir ein paar weitere gemütliche Tage, schreiben Tagebuch und Blog, lesen in der Sonne an einem wunderschönen Flussufer, gehen Abendessen mit den Schweizern und lauschen dem Gesang der Kirchengruppe von Oswards Oma, die eine kleine private Messe im Garten abhalten. Mittlerweile steht auch fest, dass wir übermorgen zu einer 3-tägigen Safari durch die Serengeti aufbrechen werden. Serengeti bedeutet auf Massai so viel wie „endlose Ebene“ und umfasst unter anderem den Serengeti-Nationalpark (mit einer Größe von etwa 1/3 der Schweiz) und die Ngorongoro Conservation Area mit einem riesigen Vulkankrater auf 1.700m Höhe. Bereits seit Moshi hatten wir mehrere Anbieter angefragt da wir eigentlich nur kurz in den Serengeti-Nationalpark und von dort aus unsere Reise in Richtung Norden fortsetzen wollten. Da ein Kombiangebot inklusive Ngorongoro-Krater jedoch günstiger war, haben wir uns für diese Option entschieden – Gott sei Dank!!! Emma schließt sich uns an und da sie in Arusha als Volunteer in einem Krankenhaus arbeitet und bei Lewis lebt, kehren wir zu seinem Homestay zurück um uns nachmittags mit dem Safarianbieter zu treffen und gemeinsam früh morgens am nächsten Tag unsere Safari („Safari“ bedeutet auf Suaheli übrigens Reise) zu starten!
Die Reise beginnt mit der Abholung bei Lewis früh morgens und einem Ausflug zur Bank (alles wird natürlich bar bezahlt). An der Autobahn sammeln wir die anderen Teilnehmer ein: eine Spanierin, einen Deutschen und zwei Französinnen und los geht’s mit unserem Guide Frank im Safari-Jeep in Richtung Serengeti-Nationalpark! Die Landschaft unterwegs im Norden Tansanias ist bereits mehr als beeindruckend. Aus dem Fenster sieht man weite Savannen und Berge und je näher wir an die Parks kommen desto mehr Massai-Hirten treiben ihre riesigen Rinderherden zum Grasen entlang der Straßen. Wir passieren nach einigen Zwischenstopps den Lake-Manyara-Nationalpark und erreichen die Ngorongoro Conservation Area. Ab hier wird es spannend, denn auf dem Weg in Richtung Serengeti-Park-Gate haben wir nun bereits die Chance überall freilebende Tiere zu sehen. Zuerst stoppen wir staunend am Viewpoint des Kraters und bekommen einen Eindruck, was uns übermorgen erwarten wird – die Vorfreude steigt! Je näher wir dem Gate kommen, desto mehr Tiere tummeln sich entlang des Weges. Eine kleine Gruppe von Giraffen beeindruckt uns am Meisten und es ist schön zu beobachten wie hier die Massai ein paar Meter weiter im Einklang mit den wilden Tieren leben. Als wir das Gate passieren (man fährt erst ein Stück auf einen Hügel und dann hinab in die Serengeti) staunen wir nicht schlecht, denn alles ist einfach Grün! Entgegen unserer Erwartungen ist die Serengeti keine weitläufige Savanne voller ausgetrockneter Büsche, sondern eine abwechslungsreiche Landschaft voller grüner Weiden, Flüssen und Wasserlöchern, absurder Felsformationen (beim Zusammenbruch des Vulkanberges und Entstehung des Ngorongoro-Kraters wurden diese Felsen hierher geschleudert) und einer unfassbar hohen Tierdichte. Die ersten paar Stunden Fahrt führen uns etwa in die Mitte des Parks zu unserem Campingplatz für die Nacht. Unterwegs beobachten wir unzählige (!) Gnus und Zebras, Büffelherden, Paviane, kommen einer Löwin und einer Elefantenfamilie unglaublich nahe und entdecken kurz bevor wir unser Camp erreichen sogar noch 2 Schakale die sich durch eine Herde Impalas schleichen. Der einfache Zeltplatz liegt mitten im Park, es gibt eine kalte Dusche und ein leckeres Abendessen von Chef Apollo und nachdem wir Frank versprochen haben uns nachts nicht zu weit vom Zelt zu entfernen fallen wir glücklich ins Bett.
Nach ein paar Stunden Schlaf stehen wir im Dunkeln auf und verzichten auf unser Frühstück, damit wir uns in den Sonnenaufgang im Park anschauen können. Ehrlich gesagt fällt es schwer zu beschreiben, wie die Sonne über dieser unglaublichen Weite langsam aufgeht und alles in ein goldrotes Licht taucht, wir lassen hier einfach das Foto für sich sprechen – einfach nur wunderschön.
Es geht weiter auf Pirschfahrt durch den Park und die Ruhe früh morgens macht die ganze Erfahrung umso schöner. Im Laufe der nächsten Stunden kommen wir in den absoluten Klischee-Safari-Genuss und beobachten Löwen, Elefanten, Geparden, sich um Beute zankende Hyänen und riesige Zebra- und Büffelherden. Wir haben sogar das Glück einen Ausschnitt der Great Migration (jedes Jahr wandern etwa 1 Mio. Gnus vom Massai-Mara Nationalpark in Kenia durch die Serengeti und wieder zurück) zu sehen und staunen über die mehreren tausend Gnus die gefolgt von Zebras durch den Park wandern. Unfassbar! Zu Mittag kehren wir in unser Camp zurück, versuchen uns nicht mit den Karibu-Störchen dort anzulegen, essen eine Kleinigkeit und fahren durch die Serengeti zurück in Richtung Kraterrand, wo sich unser Zeltplatz für die nächste Nacht befindet. Wirklicher Luxus im Vergleich zu dem vorherigen und mit viel weniger Menschen. Da wir uns hier auf über 2.000 Meter Höhe befinden verbringen wir eine eiskalte Nacht im Zelt und werden sogar von einer Gruppe Zebras geweckt (die dinosaurierähnliche Laute von sich geben), welche es sich ebenfalls bei uns im Camp gemütlich machen wollen. Geil!
Der nächste Morgen läuft identisch ab, wir stehen auf und machen uns schnell fertig und fahren während des Sonnenaufgangs eine gewundene Straße hinab in Richtung Kraterboden. Etwa die erste Stunde irren wir erfolglos auf der Suche nach einem Nashorn durch einen Wald (Zitat Frank: „You won’t be able to see a rhino after 9 am“ – dazu mehr im Namibia Blog hehe). Nachdem auch Frank eingesehen hat, dass das heute nichts mehr wird können wir endlich den Krater erkunden. Ein Reisender auf Mafia Island hatte uns noch erzählt, dass der Ngorongoro-Krater der Garten Eden Tansanias ist – und er hatte verdammt nochmal recht. Das war Wahnsinn, so muss es auf der Erde ausgesehen haben, bevor wir Menschen unseren Fußabdruck hinterlassen haben. Überall um uns herum tummeln sich friedlich grasende Zebras und Gnus, Flamingos entspannen sich im See (klar gibt es einen riesigen See im Krater), Hyänen haben entspannt Sex am Wasserrand und das ganze Szenario wirkt einfach nur friedlich und „richtig“. Obwohl der Krater deutlich kleiner ist als die Serengeti, wirkt alles ebenso weitläufig und man kann manchmal den Kraterrand entfernt nur verschwommen erkennen. Die mit Abstand schönste und beeindruckendste Landschaft auf unserer bisherigen Reise, einfach nur schön. Wir schließen unsere Fahrt im Krater mit einem Mittagessen an einem idyllischen Rastplatz ab, in dessen kleinem See sich Hippos tummeln und starten anschließend zufrieden und erschöpft unsere Rückreise nach Arusha, wo wir gegen Abend ankommen. An dieser Stelle nochmal ein fettes Danke an Frank, gerne gerne wieder!
Als könnte der Tag nicht mehr besser werden, werden wir zurück bei Lewis in Arusha voller Freude von bekannten Gesichtern begrüßt und runden den Tag mit einem kalten Bierchen auf der Terrasse ab bevor wir komplett übermüdet ins Bett fallen. Ein Abend später die nächste Überraschung: Jesus und Monica kommen von ihrem kleinen Ausflug nach Zanzibar zurück und erzählen begeistert von den anstehenden Wohnungsbesichtigungen in Arusha, denn ihr Weg für das nächste halbe Jahr wird sie hierhin führen, wo sie versuchen werden sich eine Existenz aufzubauen (mittlerweile haben sie ein ganzes Haus gefunden und wer weiß, ob unser Weg uns nochmal zu ihnen führt auf der weiteren Reise?). Wir beschließen noch ein bisschen Zeit dort zu verbringen, genießen die regelmäßigen „WG-Abendessen“ in großer Runde, machen einen feuchtfröhlichen Ausflug zu einem nahegelegenen See (Achtung: Wasserschlangen!), gehen mit Lewis hässliche Deko für sein Hostel und Bustickets auftreiben und steigen 4 Tage später (ehrlich gesagt schweren Herzens) in den Bus zu unserem nächsten Ziel: Mwanza am Viktoriasee!
Liebe Meru-Hostel-Familie, wir freuen uns auf das Wiedersehen in Sevilla nächstes Jahr!