garden route

Ein Roadtrip durch Nationalparks entlang der schönsten Autobahn der Welt

Nach drei wirklich geilen Wochen in Kapstadt, beginnt unsere Reise quer durch Südafrika, die 6 Wochen später nach über 5.600 km am Flughafen von Johannesburg enden wird. Wir holen gegen Mittag unseren grauen Polo in der Innenstadt ab und treffen erst einmal auf eine größere Gruppe Deutscher, deren Wagen in Kapstadt bei einem Kurzbesuch beim Bäcker aufgebrochen wurde – Amateure haha. Unsere heutige Fahrt führt uns durch Berge und entlang der Küste bis in das Städtchen Mossel Bay, an dem die Garden Route, eine knapp 400km lange Panoramastraße entlang der Küste Südafrikas, offiziell beginnt. In einem Vorort namens Heiderand beziehen wir ein kleines dunkles Steinhäuschen mit Indoor-Brai im Wohnzimmer (Brai=Grill). Nachdem wir uns mehrfach bei der Besitzerin versichert haben, dass wir tatsächlich im Wohnzimmer grillen dürfen, testen wir den Grill nach dem Einkaufen abends direkt aus und genießen es einfach wieder ohne wirklichen Plan unterwegs zu sein. Den nächsten Tag verbringen wir damit Mossel Bay zu erkunden, an der Küste entlang zu spazieren und schmeißen abends direkt wieder den Grill an, wie oft kann man denn sonst bitte in seinem eigenen Wohnzimmer grillen? 


Da die Stadt zwar wirklich schön ist, es aber nicht sonderlich viel zu tun gibt, beschließen wir unsere Reise am nächsten Tag fortzusetzen und fahren mit einem Zwischenstopp im botanischen Garten in der Nähe von George bis in die wunderschöne kleine Hafenstadt Knysna, wo wir eine Nacht verbringen werden. Die Fahrt dahin ist landschaftlich schon wieder zu heftig, man fährt durch einen extrem schönen Wald bis man dann entlang einer Lagune an Schiffen vorbei die Stadt erreicht. Unser Häuschen dort war mal eine ehemalige Garage, erfüllt aber definitiv seinen Zweck und wir fahren nach einem kleinen Mittagsschlaf ein wenig durch die Stadt, bevor wir abends bei Sailor Sam günstig und lecker Fish `n Chips essen.

Früh morgens packen wir direkt unsere Sachen, ziehen uns ausnahmsweise mal wieder richtige Schuhe an und fahren in den nahegelegenen Garden Route Nationalpark, indem wir den halben Tag durch einen wunderschönen natürlichen Urwald wandern. Wir laufen einen 9 Kilometer langen Rundweg durch den dicht bewucherten Wald, sehen sogar eine riesige Schlange (zumindest behauptet Sebi das bis heute) und steigen vollkommen nass und glücklich in unser Auto, wo wir eine halbe Stunde weiter bis in den nächsten kleinen Küstenort namens Plettenberg Bay fahren. Unsere Unterkunft vor Ort ist in der Villa eines älteren Paares, das Haus ist geschmückt mit alten Kuckucksuhren aus Österreich und es läuft fast durchgehend Musik, die stark an die Musik in den Themenbereichen des Europaparks erinnert – irgendwie einfach nur geil. Wir kaufen erst einmal ein, improvisieren uns etwas zu Essen und verbringen einen gemütlichen Abend auf dem Gelände. Da uns am nächsten Tag die Beine ziemlich wehtun, beschließen wir nur einen kurzen Ausflug an den Strand zu machen. Plettenberg Bay hat mehrere Strände die halbmondförmig entlang einer Bucht verlaufen, die Umgebung dieser Stadt generell ist einfach nur beeindruckend. Der Strand ist ebenfalls wunderschön, das Wasser eiskalt und nach ein paar Stunden und einem frischen Sonnenbrand beschließen wir wieder zurück zur Unterkunft zu fahren und dort nach ein paar Telefonaten erneut einen gemütlichen Abend zu verbringen. Nachdem wir uns erholt haben, brechen wir morgens zu unserer nächsten Wanderung in das Robberg Nature Reserve auf, die die beeindruckendste unseres gesamten Südafrika-Aufenthaltes sein wird. Das Naturschutzgebiet liegt auf einer Halbinsel 10 Minuten Fahrt von der Stadt entfernt und bietet auf einer 10 Kilometer langen Wanderung landschaftlich einfach alles was man sich nur wünschen kann. Wir laufen zuerst durch einen kleinen Waldabschnitt, im Anschluss Klippen entlang, von denen aus wir Hunderte von Robben beobachten (und riechen) können, klettern danach ein paar Felsen hinunter ans Meer und kommen kurze Zeit später an einem wirklich schönen Strand heraus. Unterwegs können wir von bunten Vögeln über riesige Grashüpfer bis hin zu den murmeltierähnlichen „Dassies“ allerlei Tiere beobachten, eine wirklich unglaublich beeindruckende Wanderung.


Da wir am nächsten Tag erneut einen kleinen Muskelkater haben (offensichtlich haben wir diese Wanderungen wirklich nötig haha), beschließen wir noch einen Tag in Plettenberg Bay dranzuhängen und verbringen nach einem Frühstück in der Stadt einen lustigen letzten Tag in der Unterkunft. Am Abend laden wir noch einige Blogeinträge hoch und als uns unser kreativitätsförderndes Bier ausgeht, plündern wir kurzerhand den Kühlschrank unserer Gastgeber, ein Vorfall auf den wir zwar nicht stolz sind, man könnte es aber als eine Art Notfall bezeichnen. Da wir beide als Kinder mit dem Spruch „Ehrlichkeit währt am längsten“ aufgewachsen sind, beichten wir den Bierdiebstahl direkt am nächsten Morgen und unsere liebevolle Gastgeberin bittet uns nur darum diese zu ersetzen, der Spruch stimmt also tatsächlich! :-)

Nach vier wirklich schönen Tagen in Plettenberg Bay wird es Zeit für uns die Reise fortzusetzen und wir machen uns auf in die nächste Küstenstadt namens Jeffreys Bay. Dort angekommen gehen wir erst einmal am Strand Katerfrühstücken und fahren über eine halbüberflutete Straße zu unserer Unterkunft in dem kleinen Ort Paradise Beach direkt nebenan. Das Häuschen ist so eine Art RTL-Raucherhaus mit einer unfassbar liebevollen Besitzerin. Wir lernen auch das erste Mal was ein „En-Suite-Bathroom“ ist, das bedeutet nämlich, dass man während man auf Toilette sitzt den Ausblick auf das Bett genießen kann - aber selbstverständlich kein Problem, muss einer auf Toilette, geht der andere einfach ein Stockwerk tiefer ins Wohnzimmer eine rauchen haha. 

Da uns der leichte Kater heute daran gehindert hat wieder wandern zu gehen, fahren wir am nächsten Morgen etwa eine Stunde zurück in den Tsitsikamma Nationalpark. Da es noch früh ist, tummeln sich sogar einige Baboons (Paviane) am Straßenrand, diese geilen Tiere werden uns auch auf der weiteren Reise immer mal wieder begegnen. Der Nationalpark liegt direkt an einer Stelle, an der der Fluss Stormsrivier in das Meer fließt und beeindruckt wieder einmal durch eine wahnsinnig schöne und abwechslungsreiche Landschaft. Wir schlendern durch einen kleinen Wald und anschließend über verschiedene Hängebrücken, bevor wir mit dem Auto ein kleines Stück durch den Park fahren müssen zu unserem Ausgangspunkt für die Wanderung zu einem nahegelegenen Wasserfall. Zum Glück ist es heute nicht zu heiß, denn Sebis Nacken ist mittlerweile so verbrannt, dass er voller weißer Flecken ist und die Nase sieht auch alles andere als gesund aus. Egal, wir laufen immer im Wechsel durch Wald- und Küstenabschnitte, klettern über unzählige Felsformationen und erreichen nach ca. 2 Stunden plötzlich einen kleinen aber wirklich schönen Wasserfall direkt am Meer. Nachdem wir unsere Füße ein wenig abgekühlt haben drehen wir um, wobei es Hanna auf halber Strecke leider böse hinhaut, sie sich aber zum Glück nicht ernsthaft verletzt (nach Rückfrage von Hanna ist sich Dr. Sebi zu 90% sicher, dass das Weiße was er sieht nämlich nicht ihr Schienbeinknochen ist). Eine weitere Narbe in der Sammlung wird es aber mit Sicherheit geben. Am Abend erholen wir uns in der Unterkunft, kochen und gehen früh schlafen, da wir uns vorgenommen haben morgen früh den Addo-Elephant-Nationalpark zu erkunden. 

Technisch gesehen endet die Garden Route eigentlich in der Millionenstadt Port Elizabeth, der Nationalpark eine Stunde nördlich gehört nicht mehr dazu, aber wir wollen das Ganze hier jetzt auch nicht zu genau nehmen. An der Stadt fahren wir ohne schlechtes Gewissen vorbei und erreichen gegen halb 10 Uhr morgens den Nationalpark. Da man in Südafrika wie in Namibia mit dem eigenen Auto selbstständig durch den Park fahren darf, stärken wir uns schnell mit einem Kaffee, setzen dem jeweiligen Fahrer die glücksbringende grüne Safarikappe von Hanna auf und erkunden den Park. Da es heute 42 Grad hat (der heißeste Tag auf unserer bisherigen Reise), haben wir zunächst einmal etwas Schwierigkeiten die verschiedenen Tiere des Parks zu finden und zu beobachten. Genau dieses Wetter sorgt aber auch dafür, dass wir an einer der Wasserstellen plötzlich inmitten einer riesigen trinkenden, spielenden und sich fortpflanzenden Elefantenherde stehen und diese beeindruckenden Tiere aus nächster Nähe beobachten können – ein unglaubliches Erlebnis. Da wir den Park durch den Westeingang betreten haben und unsere Unterkunft für die heutige Nacht direkt am Südeingang liegt, fahren wir einmal quer durch den gesamten Park und können an den anderen Wasserstellen in der durchgehend grünen Landschaft weitere Elefanten, Kudus, eine badende Hyäne und Zebras beobachten. Man kann sich einfach nicht satt sehen und beim selberfahren im Mietwagen fühlt man sich wie ein Ranger in einem der riesigen Safarijeeps, einfach nur schön. 

Gegen Nachmittag verlassen wir den Park dann und fahren weiter nach Colchester, wo wir nach einem gemütlichen Abend erst einmal die ganzen Eindrücke der letzten 10 Tage verarbeiten und am nächsten Morgen unseren Roadtrip entlang der Küste Südafrikas  (dann: Wild Coast) fortsetzen werden. 

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