Ein unglaublicher Ausflug nach Simbabwe zu den Victoriafällen
Wir erreichen Livingstone nach einer komfortablen Busfahrt noch am selben Abend und quartieren uns in einem Hostel in der Stadt ein. Die Stadt ist übrigens nach dem schottischen Missionar David Livingstone benannt, der 1855 die Victoriafälle als erster Europäer erblickte und so begeistert war, dass er sie Victoria Falls taufte, zu Ehren der damaligen britischen Königin Victoria. Ein bisschen Kolonialgeschichte, naja. Hungrig erkunden wir erst einmal die Umgebung und stellen fest, dass es genau wie in Lusaka auch hier schwierig ist an einfaches authentisches sambisches Essen zu kommen. Daher gehen wir landestypisch erst einmal für umgerechnet 1,50€ Spaghetti Arrabiata essen (absurd aber einfach nur wahnsinnig lecker haha) und bekommen von dem ausgewanderten italienischen Restaurantbesitzer die ersten Informationen für die anstehende Erkundung der Wasserfälle. Nach diesem Abend steht für uns eigentlich schon fest, dass wir die Victoriafälle von der Simbabwe-Seite aus erkunden werden, da der Wasserstand auf der sambischen Seite aktuell vor Beginn der Regenzeit im Süden Sambias noch sehr gering sein soll.
Den nächsten Tag starten wir jedoch zuerst einmal mit Frühstück im Hostel, erkunden die Stadt bei Tageslicht (Livingstone ist nicht besonders schön, hat aber eine angenehme Atmosphäre und man fühlt sich generell wohl), gehen einkaufen und verbringen dann den Tag bei knapp 40 Grad am Pool mit Telefonaten mit der Familie. In unserem Hostel tummeln sich ca. 20 Kajakfahrer aus der ganzen Welt, die ihren Aufenthalt mit der Befahrung des Sambesi-Flusses (dieser Fluss speist auch die Wasserfälle) verbringen, anscheinend eines der besten Gebiete dafür, zumindest wenn man sich vor den Hippos in Acht nimmt. Damit wir die Grenze nach Simbabwe Übermorgen überqueren dürfen, müssen wir uns am darauffolgenden Morgen zuerst einmal wie heutzutage üblich testen. Ein kleines Abenteuer an sich: wir laufen zu einem kleinen Holzhäuschen vor einer Bank, zahlen dort 1000 Kwacha in bar (ca. 50€) auf irgendein Konto ein und gehen mit dieser Quittung dann zum Ministry of Health, wo man getestet wird. Das Testergebnis nimmt 24 Stunden in Anspruch, also haben wir jetzt den ganzen Tag Zeit zu entspannen und darüber nachzudenken, wie wir mit unserem Single-Entry-Visa von Simbabwe aus wieder zurück nach Sambia kommen. Da wir das Problem durch Nachdenken nicht lösen können, beschließen wir uns erst einmal an den Pool zu setzen und ein paar Bierchen zu trinken. Im Laufe des Tages kommen wir mit den verschiedensten Menschen ins Gespräch. Wir sitzen stundenlang mit dem südafrikanischen Barbesitzer und seinem Vater zusammen, die sich den ganzen Tag liebevoll ihres Alters wegen beleidigen. Mit jedem Bier wird die Diskussion über Umwelt und Politik dann auch ein bisschen hitziger haha. Mit Marc, einem 60-jährigen unglaublich liebevollen Sambianer diskutieren wir dann auch noch über Jagd als Erhaltungsmethode von bspw. Nashörnern in Nationalparks, wirklich spannend. Der Tag plätschert weiter vor sich hin und wir fallen abends ziemlich fertig ins Bett.
Wir stehen am nächsten Morgen leicht verkatert auf und fahren erneut zum Ministry of Health um unsere Testergebnisse einzusammeln. Aus bürokratischen Gründen (der Leiter des Ministeriums, der die Ergebnisse unterschreiben muss hat wohl ein Meeting) werden wir darauf vertröstet, dass wir in ein paar Stunden zurückkehren sollen. Die Wartezeit nutzen wir dafür, zum Busbahnhof zu fahren und uns ein Ticket für den nächsten Tag nach Katima, der Grenzstadt zu Namibia zu organisieren. Wir haben nämlich mittlerweile nach einigem Hin und Her beschlossen, Sambia nach Erkundung der Victoriafälle so schnell wie möglich zu verlassen und da wir das Testergebnis so oder so benötigen, müssen wir das ganze Prozedere nur einmal durchmachen. Es geht also heute nach Simbabwe und wieder zurück nach Sambia und morgen nach Namibia, geil! Als wir das Testergebnis haben, fahren wir direkt mit dem Taxi an die Grenze zu Simbabwe. Unser Visum-Problem löst sich von selbst, da uns die Grenzbeamte auf der sambischen Seite von einem sogenannten Kaza-Visum erzählt, mit dem wir quasi ein Doppelvisum für beide Länder erwerben und so später wieder nach Sambia zurückkehren dürfen ohne erneut zu bezahlen, läuft! Mit dem Aufkleber im Pass spazieren wir zu Fuß, vorbei an LKW-Schlangen in deren Mitte sich unzählige Paviane tummeln, über eine alte Brücke nach Simbabwe.
Ein paar Kilometer weiter erreichen wir den Eingang des Victoria Falls National Parks. Einfach nur wow. Wir laufen durch einen wunderschönen kleinen Regenwald zu verschiedenen Aussichtspunkten und staunen über die unglaublich beeindruckende Landschaft. Es ist laut, es ist nass und es ist einfach nur wunderschön. Man kann mehrere Abschnitte der Victoriafälle von verschiedenen Punkten aus betrachten, mal mit mehr, mal mit weniger Wasser, doch immer beeindruckend und auf den Spaziergängen dazwischen durch den Regenwald kann man Vögel und Bushbocks beobachten. Absolut geiles Abenteuer, allein dafür hat sich die ganze Reise quer durch Sambia gelohnt, auch wenn wir die Wasserfälle irgendwie passenderweise von Simbabwe aus besuchen. Komplett glücklich kehren wir nach ein paar Stunden wieder nach Livingstone zurück, gehen abends noch einmal essen und dann zufrieden früh ins Bett, da unsere Reise in Richtung Namibia wie gewohnt morgens um 4 Uhr starten wird.
Der Wecker klingelt, wir packen im dunklen Schlafsaal schnell alles zusammen und steigen in unser Taxi zum Busbahnhof, dort dann in den Bus in Richtung Katima. Die Fahrt ist ziemlich wackelig und unbequem, wir erreichen die Grenzstadt aber ohne Probleme gegen Mittag. Von dort laufen wir zu Fuß zur Grenze, verlaufen uns und laufen einem bewaffneten Grenzbeamten in die Arme. Er sieht zwar eher gefährlich aus, flirtet aber irgendwie mit uns (absolut komische Situation) und zeigt uns dann den Weg zum richtigen Grenzposten. Dort treffen wir eine beeindruckende Gruppe von 4 Amerikanern, die auf ihren vollgepackten Motorrädern gerade ebenfalls quer durch das südliche Afrika reisen, korrekte Typen. Da wir beide für Namibia kein separates Visum brauchen, erhalten wir unseren Stempel im Pass innerhalb von wenigen Minuten – tschüss Sambia, herzlich Willkommen in Namibia!