Ein Traum wird endlich wahr
Unsere Reise beginnt um 5 Uhr morgens in Cape Maclear mit einer schönen Fahrt auf den altbekannten Motorrädern bei Sonnenaufgang durch den Nationalpark. Von Monkey Bay aus steigen wir in einen Bus nach Salima und von dort aus mit einem Auto bis zu unserem Ziel. Die kleinen vollgestopften Autos (Rekord waren 13 Menschen in einem 6-Sitzer, drei davon vorne mit dem Fahrer haha) werden hier ähnlich wie Dalla-Dallas in Tansania genutzt, der einzige Unterschied ist, dass es irgendwie ein kompliziertes System gibt in dem die Passagiere bei jedem Zwischenstopp „weiterverkauft“ werden, sodass wir noch zwei Mal unter höflichen „It’s no problem“-Bekundungen das Auto wechseln müssen und nach knapp 10 Stunden Reise Nkhata Bay erreichen.
Unsere Unterkunft für die kommenden Nächte ist eine Eco-Lodge mit mehreren Hütten mitten in einem kleinen Wald und einer Bar direkt am See. Die Besitzer betreiben die Unterkunft als eine Art Non-Profit-Organisation und unterstützen die Dorfgemeinschaft und Schulen in der Umgebung. Der absolut richtige Ansatz, leider gibt es in solchen Eco-Lodges nur Kompostklos und die Asche, die man nach getaner Arbeit in das Klo streuen muss hat leider ähnlich gerochen wie der Inhalt der Toilette. Naja, nach ein paar Tagen haben wir uns auch daran gewöhnt haha. Da wir aber eh kein Shampoo oder ähnliches mehr besitzen passen wir uns gut an, duschen uns kurz ab und fallen nach dem Essen ziemlich fertig ins Bett. Am nächsten Morgen betreiben wir ein wenig Recherche und erkundigen uns wohin und wie unsere Reise weitergeht. Dabei erfahren wir, dass die MS Ilala fertig gewartet ist, am Sonntag (aktuell ist es Freitag) wieder in Betrieb geht und am Montagabend den Hafen von Nkhata Bay anlaufen wird – wir können es kaum glauben!! Wären wir mal noch ein wenig länger in Cape Maclear geblieben haha. Wir machen uns direkt auf in Richtung Dorf, lassen uns diese Info am Hafen bestätigen und beschließen dann bis Montag hier zu bleiben, um dann mit der Fähre auf die kleine Insel Likoma Island zu fahren. Den restlichen Tag verbringen wir gemütlich am See, führen ein paar Telefonate, essen abends wieder einmal Bohnen mit Reis (die von Frank waren in einer ganz anderen Liga), lesen noch mit einer selbstgebauten Stirnlampe im Bett und schlafen dann voller Vorfreude ein. Da wir in Cape Maclear so viel Zeit damit verbracht haben, die Einheimischen beim Wäsche waschen im See zu beobachten, versuchen wir uns am nächsten Tag auch mal daran. Klappt hervorragend, die Wäsche trocknen wir auf den aufgeheizten Felsen in der Sonne und holen uns dabei auch direkt einen heftigen Sonnenbrand. Hat aber Spaß gemacht :-) Am Abend steht in der Bar der Unterkunft ein kleines Event an, da einer der Besitzer mit Künstlernamen DJ Mayonnaise ein wenig auflegt. Wir trinken ein bisschen was, er „spreadet die Mayo“ (komischer Kauz) und wir verbringen einen gemütlichen Abend mit Musik am Seeufer.
In der Ferne sieht man auf dem See häufig schwarze Wolken und wir dachten eigentlich immer irgendwo in der Ferne würde irgendetwas brennen. Als wir dann erfahren dass es sich um „Sea Flies“ handelt, glauben wir es zu Beginn ehrlich gesagt nicht. Wie groß soll denn bitte dieser Schwarm sein, dass man ihn aus so großer Entfernung so deutlich erkennen kann? Naja, als DJ Mayonnaise die Musik abdreht und wir wieder in unser Zimmer zurückkehren, lernen wir, dass es tatsächlich stimmt. Unsere restlichen Klamotten hatten wir zum Trocknen vor das Zimmer gelegt und es tummeln sich Tausende von kleinen Fliegen unter der brennenden Lampe und eine dicke Schicht davon auf unseren Klamotten. Wir scheinen Glück zu haben, da es sich nur um einen kleinen Schwarm handelt und kämpfen uns mit angehaltenem Atem und tief ins Gesicht gezogener Kapuze in unser Zimmer. Wir sind an jegliche Art von Tieren gewöhnt, auf dem Gelände tummeln sich jeden Morgen Affen, es gibt Kakerlaken und Schlangen und so weiter, aber diese Fliegen sind wirklich eine Erfahrung für sich – wir sollten auch auf der Fähre noch einmal mit ihnen in Berührung kommen, absolut spannend.
Am nächsten Morgen kümmern wir uns bei einem langen Frühstück mal wieder um diesen Blog, machen einen Ausflug ins Dorf und buchen uns anschließend ein Flugticket: in 3 Wochen werden wir nach Kairo fliegen und durch Ägypten reisen, bereits dem letzten Stopp auf unserer Reise. Wir freuen uns extrem, sind aber trotzdem ein wenig traurig, dass die Reise bald vorbei sein wird. Dafür haben wir am Abend umso mehr Glück! Beim Abendessen erzählt uns eine der Besitzerinnen, dass gerade zwei Gäste eingetroffen sind, welche morgen ebenfalls die Fähre nach Likoma Island nehmen und zufällig dort auch noch eine Lodge besitzen. Wir kommen mit Ian und Carla ins Gespräch und beschließen mit den Beiden gemeinsam von der Fähre zu ihrer Unterkunft zu fahren und uns das Ganze mal anzuschauen. Wir wissen es hier noch nicht, aber das war eine unfassbar gute Entscheidung und wir haben unseren Schlafplatz für unseren nächsten Stopp gefunden! An unserem letzten Tag packen wir nach dem Frühstück alles zusammen, trocknen unsere restlichen Klamotten in der Sonne und machen uns mittags auf zum Hafen, um zu versuchen eine Kabine auf der Fähre zu ergattern – absolut erfolglos. Keiner kennt sich wirklich aus und wir geben nach zwei Stunden auf, decken uns noch mit Bargeld ein (auf Likoma Island gibt es keinen ATM), kaufen ein bisschen Verpflegung für unterwegs, essen und duschen noch in unserer Unterkunft und laufen bei Sonnenuntergang mit unseren Backpacks zurück zum Hafen und steigen vollkommen nass auf die MS Ilala – endlich!