Likoma

Die Bar zwischen den Baobab-Bäumen

Nachdem wir uns auf die MS Ilala gekämpft haben und unser Gepäck draußen bei Ian und Carla verstaut haben genehmigen wir uns erst einmal ein Bierchen. Das ganze Schiff ist voller Reisender, auf den Gängen und oben auf dem Deck liegen überall schlafende Menschen auf Decken auf dem Boden zwischen allerlei Taschen, Kartons und Essen – unser Quartier befindet sich neben dem kleinen Restaurant auf dem Boden. Oben auf dem Deck gibt es sogar eine kleine Bar und die ersten paar Stunden verbringen wir damit mit den Leuten zu quatschen, zu trinken und unsere neuen Freunde besser kennenzulernen. Es herrscht eine gute und etwas abenteuerliche Stimmung auf dem Boot und wir genießen die Fahrt bei Dunkelheit über den riesigen See. Als wir müde werden legen wir uns einfach mit unseren Rucksäcken als Kopfkissen auf den Boden und versuchen ein paar Stunden zu schlafen. Nachts wachen wir immer mal wieder auf und Sebi beobachtet jedes Mal rauchend den Be-und Entladeprozess bei den verschiedenen Zwischenstopps: das Schiff steht einfach auf dem See und aus dem Dunkeln tauchen plötzlich kleinere Boote voller Menschen und Ware auf, fahren an die Seite der Ilala und tauschen Passagiere und Waren aus – unfassbar spannend!

Gegen halb 6 Uhr morgens erreichen wir Likoma Island und klettern gemeinsam mit unserem Captain John (den wir am Vorabend noch schlafend mit einer Ginflasche an der Bar entdeckt haben), Ian und Carla und deren Gepäck (sie decken sich immer auf dem Festland mit Sachen für ihre Lodge ein, dieses Mal unter anderem Wasserrohre) auf ein kleines Boot und fahren bei Sonnenaufgang zum Strand des Chiponde Beach Resorts – unser Bauchgefühl hat uns wieder einmal nicht im Stich gelassen! Wir frühstücken alle gemeinsam und beziehen dann unser kleines Häuschen in einer wunderschönen neu gebauten Lodge mit riesiger Bar direkt am See. Links von unserem Gelände befindet sich eine wunderschöne kleine halbmondförmige Bucht und direkt vor uns liegt der Strand mit Blick auf die Berge von Mosambik, läuft :-) Im Anschluss holen wir erst einmal ein wenig fehlenden Schlaf nach, schwimmen dann im See, essen erstaunlich gute Pizza und schlafen direkt wieder, die Reise hierher war dann doch ziemlich anstrengend haha. Am nächsten Morgen erkunden wir erst einmal die Insel. Likoma liegt direkt vor der Küste Mosambiks, ist ziemlich klein und es gibt abgesehen von dem kleinen „Flughafen“ keine einzige geteerte Straße. Alles ist sehr ländlich, voller Baobab-Bäume, grün, entspannt und einfach nur wunderschön.

Wir decken uns im Dorf mit Gemüse ein, essen Reis & Bohnen (immer noch nicht ansatzweise vergleichbar mit Frank) und setzen uns als wir zurück sind zu Ian in seine Bar und erfahren dabei seine Geschichte: Vor 30 Jahren war er auf einer längeren Reise durch Afrika unterwegs, die ihn eines Tages bis nach Malawi und bis auf Likoma Island geführt hat. Da er und seine Freunde keine Unterkunft hatten, haben sie bei Ankunft einfach die Einheimischen gefragt wo es einen guten Zeltplatz gibt. Ein paar Jugendliche haben sie zu einem wunderschönen Platz am Strand geführt voller Baobab-Bäume mit Blick auf die Berge in Mosambik und Ian hat dort für eine Woche gecampt. Irgendwie hat ihn dieser Ort nie so richtig losgelassen und als er 30 Jahre später die Schnauze voll hatte von seinem Job und sich nach seiner Kündigung und dem Verkauf seines Hauses gemeinsam mit seiner Frau Carla auf eine einjährige Reise aufmachte, kamen sie gemeinsam nach Malawi und wieder nach Likoma Island. Nach einem Tag Suche haben sie den Ort tatsächlich wieder gefunden, das Stück Land am nächsten Tag gekauft und begonnen sich dort gemeinsam eine Existenz aufzubauen. So wurden aus der eigentlich geplanten 1-jährigen Reise nur 3 Monate und mittlerweile leben die Beiden seit 2 1/2 Jahren auf der Insel. Der Baum unter dem er damals gecampt hat steht heute in seiner Bar – was für ein geiler Typ!! Wir lauschen weiter seinen Geschichten und sitzen mit vielen Getränken bis spät nachts zusammen, nachdem er sich schlafen legt schauen wir uns noch ein wenig die Sterne an und fallen dann anschließend auch erschöpft ins Bett, es ist wirklich leicht nachzuvollziehen was er an diesem Fleck Erde so sehr liebt.

Wir haben eigentlich direkt beschlossen eine Woche auf der Insel zu verbringen und unsere Tage bestehen hauptsächlich aus schwimmen bzw. floaten im See (Hanna liebt es!), lesen, sonnen, essen und trinken. Der Ort ist wirklich paradiesisch, sehr ruhig und einfach nur perfekt um eine Weile abzuschalten. An einem Tag machen wir dann doch noch einmal einen langen Spaziergang über die Insel und schauen uns dabei die drittgrößte Kathedrale Ostafrikas inklusive der kleinen Bibliothek voller vergilbter alter Bücher an (wer hätte gedacht, dass wir die jemals sehen haha). Wir leben die ganze Woche sonst einfach nur in den Tag hinein, lernen viel von den Beiden darüber wie sehr man dafür belohnt wird Risiken einzugehen und können es kaum fassen als der letzte Tag anbricht. 


Unsere Weiterreise haben wir bereits organisiert und da wir wirklich Bock haben noch einmal mit der Fähre zu fahren, werden wir einmal über den gesamten See bis nach Monkey Bay schippern und uns von dort aus nach Süden in Richtung Zomba durschlagen, damit wir dort als Abschluss für unsere Zeit in Malawi noch ein wenig wandern gehen können. Am nächsten Morgen ist es dann auch schon so weit und wir verabschieden uns schweren Herzens von Ian & Carla und ihrem kleinen Paradies auf Likoma Island und freuen uns schon darauf irgendwann einmal wieder dahin zurückzukehren. Da wir wenig zu geben haben, verschenken wir noch unsere Bücher und restlichen Gewürze an die Beiden und springen auf zwei Motorräder zum „Hafen“ der Insel. Dort besteigen wir ein kleines wackeliges Boot und klettern zurück auf die MS Ilala. Da wir dieses Mal etwa 30 Stunden auf der Fähre sein werden, organisieren wir uns mit ein wenig Diskussion eine kleine Kabine mit Bett und krabbeligen Mitbewohnern und brechen kurze Zeit später in den Süden Malawis nach Zomba auf. Es lohnt sich anscheinend bei wildfremden Menschen im Boot mitzufahren haha.

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