Gemütliches Dorfleben am Malawisee
Von wegen E-Visum, Rückflugticket, Screening, dies das Ananas – wir landen in Lilongwe, der Hauptstadt Malawis und werden von einem unglaublich netten Soldaten in Empfang genommen, der uns zum Geld wechseln durch das kleine Flughafengebäude begleitet. Auch alle Infos, die man beim Auswärtigen Amt über die Ankunft in Malawi liest sind vollkommener Bullshit und wir erhalten unser Visum vollkommen reibungslos nach wenigen Minuten von den lachenden Grenzbeamten. Malawi hat als eines der ärmsten Länder der Welt einen leider nicht so guten Ruf, aber so viel vorweg: die Menschen zählen zu den freundlichsten Menschen auf diesem Planeten und alle Gerüchte und Sorgen sind absolut nicht gerechtfertigt.
Draußen werden wir von unserem Fahrer Daniel bei strömendem Regen (es ist das Ende der Regenzeit) in Empfang genommen und machen uns auf den Weg zu Sherry, einer unglaublich interessanten jungen Frau aus Malawi, etwas außerhalb des Stadtzentrums, wo wir die Nacht verbringen werden. Da sie erst abends von der Arbeit zurückkehrt, zeigt uns Daniel kurz unser Zimmer und wir schlafen nach einer Dusche erst einmal erschöpft ein, bis wir abends im Dunkeln ohne Strom in der noch immer leeren Wohnung aufwachen haha. Sherry kehrt ein wenig später zurück, der Strom ebenfalls und wir verbringen einen wirklich schönen Abend gemeinsam mit ihr und einer Freundin. Sie kocht für uns Kochbananen, Ziegeneintopf, Salat und Tee, was wir alles traditionell mit den Händen auf dem Boden essen. Nachdem wir uns verquatscht haben und uns die ersten Empfehlungen für unsere weitere Reise geholt haben, fallen wir alle müde ins Bett. Am nächsten Morgen brechen wir nach einem kurzen Zwischenstopp (Simkarten, Bargeld und Verpflegung auftreiben) direkt auf in Richtung Malawisee, zu unserem Ziel für die nächste Woche: Cape Maclear. Der Malawisee ist der drittgrößte See Afrikas und grenzt im Norden an Tansania und im Osten an Mosambik und ist quasi die Lebensader des Landes.
Wir steigen in dem völlig chaotischen Stadtzentrum von Lilongwe in einen Bus und sind vollkommen perplex von der Landschaft unterwegs – ALLES ist grün. Bereits aus dem Flugzeug haben wir von oben nur grün, braun, kaum Straßen und kaum Gebäude gesehen und dieser Eindruck bestätigt sich: das Gras am Straßenrand ist immer mindestens hüfthoch, man sieht mehr Maisfelder als man zählen kann und nach der Hauptstadt sehen wir kein Gebäude mehr mit mehr als zwei Stockwerken – unfassbar schön. Während der Busfahrt kaufen wir gegrillte Maiskolben durch das Fenster und sind froh, dass wir so für Malawi gekämpft haben, da sich unser Bauchgefühl zu bestätigen scheint. Die Freundlichkeit der Einwohner zeigt sich unter anderem an einer Situation 6 Stunden später in Monkey Bay, dem letzten Stopp des Busses. Wir steigen aus und müssen von dort aus irgendwie weiter kommen. Wie üblich werden wir direkt einmal von einer Gruppe Motorradfahrern belagert und als wir freundlich aber bestimmt sagen, dass wir gerne kurz eine Zigarette rauchen würden bevor wir uns mit der Weiterreise befassen, lassen sie uns tatsächlich in Ruhe und warten geduldig, bis wir bereit sind über den Preis des Transports zu verhandeln – das hat in 6 Monaten bisher noch nicht einmal geklappt haha. Wir schnallen unsere Backpacks hinten auf die Motorräder und fahren eine halbe Stunde durch einen Nationalpark bis in das kleine Dorf Cape Maclear direkt am Malawisee. Unsere Unterkunft liegt etwa 5 Meter vom See entfernt und wir haben eine Holzhütte mit eigener Outdoordusche, Terrasse, Hängematte und einfach allem was man braucht, absolutes Paradies. Wir springen direkt in den See, lernen die ersten Strandverkäufer kennen und gehen abends in einer Lodge nebenan bei Sonnenuntergang essen – herzlich Willkommen in Malawi!
Die folgenden Tage verlaufen in einem immer ähnlich bleibenden Rhythmus. Zuerst einmal stehen wir immer früh auf, da in unserer Hütte mehrere Spatzen leben und morgens durch das Zimmer fliegen und ihr Nest weiter ausbauen, sich auf Hannas Rucksack entleeren und immer ziemlichen Lärm machen – der beste natürliche Wecker den man sich nur vorstellen kann. Wir frühstücken dann auf unserer Terrasse, machen ein bisschen Sport, schwimmen im See, lesen und sonnen uns, erkunden das Dorf und die Umgebung und essen eigentlich immer im Wechsel in der Lodge am Strand und bei unserem Bohnenmann Frank im Dorf, je nachdem worauf wir gerade Lust haben. Abends gehen wir meist früh schlafen, da es wieder wie in Tansania ab kurz vor 7 stockdunkel ist. Nachdem Sebi am dritten Tag den lokalen Liquor-Store entdeckt hat, kommen zu dieser Routine immer noch ein paar Bierchen dazu haha. Trotz Regenzeit ist das Wetter meistens hervorragend, wenn es dann doch mal für einige Stunden regnet machen wir einfach einen Mittagsschlaf oder schreiben Tagebuch bzw. Blog. Den ganzen Tag über beobachten wir das Treiben um uns herum und es ist absolut spannend zu sehen, wie das ganze Dorf von diesem See lebt. Die Menschen waschen sich, ihre Klamotten und ihr Geschirr im See, Kinder spielen gemeinsam im Wasser und zwischendurch bringen Fischer den Fang des Tages ans Ufer. Überall im Dorf und am Ufer werden Fische für die Weiterverarbeitung getrocknet und ein paar Verkäufer laufen auch immer mal wieder vorbei und versuchen ihr Glück. Alles in allem einfach nur ein unglaublich friedlicher Ort.
Als uns am fünften Tag das Bargeld ausgeht machen wir einen Ausflug zurück nach Monkey Bay, da es bei uns im Dorf keinen ATM gibt. Auch immer wieder spannend wie viel Zeit so etwas auf Reisen in Anspruch nimmt, aber trotzdem wieder wunderschön bei Nieselregen auf Motorrädern durch den Nationalpark zu fahren. Zum Glück war der Ausflug erfolgreich, da wir uns so am nächsten Tag einen Bootsausflug zur gegenüberliegenden Thumbi Island gönnen können. Wir werden direkt vor unsere Haustür mit dem Boot abgeholt, fahren entlang der Küste zu einer kleinen Bucht voller Vögel und Affen in der wir ein wenig schnorcheln und schauen unterwegs zu wie unser Guide Nixon Seeadler füttert – wirklich beeindruckende Tiere. Richtig schön wird es dann an der Insel, als wir durch riesige bunte Fischschwärme voller blauer, gelber, gestreifter und sogar grüner Fische schwimmen, die zwischendurch ein wenig an uns knabbern haha. Wir bekommen noch ein leckeres Barbecue und kehren zufrieden und glücklich zurück. Unser letzter Tag bricht an und etwas wehmütig organisieren wir unsere Weiterreise, leider können wir ja nicht für immer so weiterleben.
Eigentlich wollten wir von Monkey Bay aus mit einer Fähre quer über den See fahren, da sich unser Pech aus Tansania jedoch weiter fortsetzt wird die Fähre die seit 70 Jahren verlässlich fährt aktuell natürlich gewartet, der Klassiker. Wir freuen uns aber trotzdem, dass es morgen dann eben mit dem Bus weitergeht, stellen unseren Wecker auf 04:30 Uhr und sind gespannt auf unseren nächsten Stopp am Malawisee: Nkhata Bay!